Auch Freiburg entzieht Praxisbewilligung

Ein in Frankreich verurteilter Arzt wurde in Neuenburg aus dem Register gestrichen – doch in Freiburg praktizierte er weiter. Bis jetzt.

, 11. Juli 2025 um 02:00
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Kommunikationsprobleme: Blick von Estavayer-le-Lac (Freiburg) über den Neuenburger See in den Nachbarkanton  |  Bild: Commune d'Estavayer
Unlängst wurde bekannt, dass ein französischer Arzt, der in Neuenburg praktizierte, dort seine kantonale Zulassung verloren hatte. Laut einer Recherche des Fernsehens «RTS» hatte der Spezialarzt für Onkologie und Hämatologie den Schweizer Behörde eine schwere Vorstrafe in Frankreich verschwiegen.
Im Heimatland war er unter anderem wegen schwerer medizinischer Fahrlässigkeit bestraft und wegen Steuerbetrugs gerichtlich verurteilt worden. Er soll diversen Kontrollen dank einer unvollständigen Akte entgangen sein.
  • Verurteilt, Zulassung gestrichen – aber immer noch Arzt in Freiburg. Der Fall eines verurteilten Arztes zeigt Lücken im System: Informationen zwischen den Kantonen gehen verloren.
Im Mai jedoch suchte der Neuenburger Kantonsarzt persönlich und in Begleitung der Polizei die Praxis auf und ordnete die sofortige Schliessung an.
Der Arzt praktizierte jedoch weiterhin im Kanton Freiburg in einer Privatklinik, wo er seit 2017 eine Praxis übernommen hatte. Der Fall wirft ein Schlaglicht auf ein grösseres Problem: die unzureichende Koordination zwischen den Behörden, nicht nur zwischen der Schweiz und dem Ausland, sondern auch zwischen den Kantonen. Diese mangelnde Kohärenz führt dazu, dass Ärzte, die in einem Land oder Kanton ihre Bewilligung verlieren, ihre Tätigkeit in einem anderen Land oder Kanton ungehindert fortsetzen können.
Die Direktion für Gesundheit und Soziales (GSD) des Kantons Freiburg bestätigte gegenüber RTS, dass nun auch sie dem Franzosen die Praxisbewilligung entzogen hat – ein Entscheid, der bereits in Kraft getreten ist.
Der Arzt muss seine Praxis schliessen, die Patienten informieren und für die Übertragung ihrer medizinischen Unterlagen sorgen. Bisher wurden noch keine Rechtsmittel angekündigt.

  • recht
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