Alkohol ist die in der Schweiz am häufigsten konsumierte psychoaktive Substanz und für zahlreiche Krankheiten ganz oder teilweise verantwortlich. Jeder fünfte Patient in Schweizer Spitälern leidet an alkoholbedingten Problemen. Ein Lösungsansatz für dieses Problem sind alkoholbezogene Kurzinterventionen im Spital. Diese sind wirksam und führen zu einer Reduktion des Konsums,
wie ein Pilotprojekt im Kanton Thurgau zeigt.Im Kantonsspital Münsterlingen wurde auf zwei Stationen ein Screening auf Alkoholkonsum durchgeführt. Rund 75 Prozent der stationären Patienten wurden erfasst und genauer zu ihrem Alkoholkonsum befragt. Etwa 10 Prozent dieser Patienten erforderten eine Risikoeinschätzung durch das Behandlungsteam, die in knapp 1 Prozent der Fälle zu einem persönlichen Informationsgespräch führte. Patienten, bei denen ein gesundheitsschädigendes Trinkverhalten festgestellt wurde, erhielten so weitere gezielte Interventionen.
Jeder zehnte Befragte löste eine Risikoeinschätzung aus
Die erfolgreiche Umsetzung des Projektes, das in Zusammenarbeit mit dem Thurgauer Amt für Gesundheit erfolgte, hat dazu geführt, dass die erprobten Methoden nun auf allen Stationen angewendet werden. Die Erfassung des Alkoholkonsums im Rahmen der Anamnese und gegebenenfalls daraus abgeleitete Interventionen bleiben demnach in Zukunft ein wichtiger Bestandteil der stationären Versorgung.
Die Früherkennung alkoholbedingter Probleme sei von grosser Bedeutung, um geeignete Massnahmen zur Unterstützung der Betroffenen einleiten zu können. Die Schulung mittels E-Learning oder Workshops und die Unterstützung des Pflegepersonals hätten dabei eine entscheidende Rolle gespielt und wesentlich zum Erfolg des Projekts beigetragen. Darüber hinaus sei die Sensibilisierung, Weiterbildung und Stärkung der Kompetenzen des Pflegepersonals von zentraler Bedeutung gewesen.