«Nur in Genf und der Waadt haben wir noch Probleme»

Die Finma genehmigt keine neuen Produkte der Krankenzusatzversicherer, solange nicht alle Transparenzanforderungen erfüllt sind – und solange sich die Ärztegesellschaften am Genfersee querstellen.

, 6. Februar 2025 um 05:05
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Matthias Schenker ist Bereichsleiter Kranken- und Unfallversicherung beim Schweizerischen Versicherungsverband. Bild: SVV
Stefan Mäder, Präsident des Schweizerischen Versicherungsverbands (SVV), sagte am Mittwoch an der Jahresmedienkonferenz: «Das Schweizer Gesundheitswesen braucht nicht weniger, sondern mehr Marktwirtschaft». Krankenversicherungen brächten genau diese Komponente ein. «Dadurch müssen jedoch die Freiheitsgrade der Akteure erweitert und nicht eingeschränkt werden.»
Ist das eine leise Kritik an die Finanzmarktaufsicht (Finma), die im Krankenzusatzversicherungsgeschäft für transparente und nachvollziehbare Verträge pocht? Mäder verneint dies und sagt auf Nachfrage, Transparenz sei wichtig. Vielmehr gehe es darum, dass Krankenversicherer die Leistungen versichern können, die sie versichern möchten.

Finma verhindert Innovation

Aktuell gestaltet sich dies schwierig. Matthias Schenker ist Bereichsleiter Kranken- und Unfallversicherung beim SVV. Er erklärt am Rande der Jahresmedienkonferenz, die Finma genehmige keine neuen Produkte, solange nicht alle Transparenzanforderungen erfüllt seien. Dies erschwere es der Branche, auf Marktveränderungen mit innovativen Angeboten zu reagieren.
Nur etwa 70 bis 80 Prozent der rund 1700 Verträge erfüllen die geforderten Standards, schätzt Schenker. Genauere Zahlen sollen neue Messungen im März liefern.

Drei Leistungsbereiche

Das Branchenframework des SVV unterscheidet zwischen medizinischen Mehrleistungen, klinischen Mehrleistungen sowie Hotellerieleistungen.
Besonders schwierig sind die Verhandlungen im Bereich der medizinischen Mehrleistungen – insbesondere mit den Ärztegesellschaften in Genf und der Waadt.
Die Association des Médecins du Canton de Genève (AMGe) und die Société Vaudoise de Médecine (SVM) sind laut Schenker straffer organisiert als die Ärztegesellschaften der Deutschschweiz.

Acht Tarifstrukturen

Derzeit existieren etwa acht verschiedene Tarifstrukturen für medizinische Mehrleistungsverträge, von denen sechs den Transparenzvorgaben der Finma entsprechen. Die beiden Westschweizer Ärztegesellschaften lehnen sie jedoch ab. Dennoch hofft Schenker, dass die Versicherer mit den Leistungserbringern möglichst bald eine Lösung finden.

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