«Der Numerus Clausus muss weg»

Seit Jahren fordern Ärzteverbände und Politiker die Abschaffung des NC. Nun könnte es sich konkretisieren.

, 5. September 2024 um 07:08
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In diesem Jahr wurden 1145 Studenten zum Medizinstudium zugelassen, 4000 hatten sich beworben. Bild: KI generiert/Midjourney
Die Forderungen nach einer Abschaffung des Numerus Clausus werden lauter. Im vergangenen März wurde eine entsprechende Motion von Mitte-Nationalrat Benjamin Roduit (VS) angenommen, nun meldet sich FDP-Präsident Thierry Burkart zu Wort. Die Ärztevereinigung FMH positionierte sich bereits vor sieben Jahren gegen den NC.
Die Motion von Benjamin Roduit sieht vor, dass der Bund gemeinsam mit den Kantonen für mehr Studien- und Praktikumsplätze für angehende Ärzte sorgen soll. Das letzte Wort hat nun der Ständerat.
Roduits Forderung: Gelockerte Auswahlregeln, die Rekrutierung von mehr Ausbildnern, bessere Ausbildungsinstrumente und moderne Arbeitsmodelle. «Tatsächlich müssen wir Gesundheitsfachkräfte ausbilden und nicht Wissenschaftler, die dann von der medizinischen Praxis ausgeschlossen sind», sagt der Politiker gegenüber Medinside.
Diese Woche bliess auch FDP-Präsident Thierry Burkart ins selbe Horn: Der Numerus Clausus sei abzuschaffen, sagt Burkart im Interview mit der NZZ. «Es kann nicht sein, dass wir Schweizer Studenten den Zugang zum Medizinstudium derart erschweren und gleichzeitig 40 Prozent der Ärzte aus dem Ausland holen müssen.»
Das Interesse am Medizinstudium ist vorhanden: In diesem Jahr haben sich 4000 junge Menschen bei Universitäten mit Numerus clausus für ein Medizinstudium beworben. Doch nur 1145 wurden zugelassen, fast drei Viertel scheitern an den Aufnahmeprüfungen.

Hauptsorge: Auslandabhängigkeit

Eine der Hauptsorgen ist denn auch die hohe Auslandabhängigkeit. Während die Schweiz 2012 bis 2021 fast 30 000 Diplome von ausländischen Medizinern anerkannte, schlossen im selben Zeitraum hierzulande nur 10 000 Ärzte ihr Studium ab.
Sich darauf zu verlassen, dass die Schweiz stets genug medizinische Experten aus dem Ausland importieren und so die Lücken stopfen kann, sei keine verantwortungsvolle Strategie, sagt Martin Werner von «DocGoSwiss». Er berät deutsche Ärzte bei einem Jobwechsel in die Schweiz und stellt fest: «Auch in den Nachbarländern herrscht ein Ärztemangel, weshalb sich dort die Arbeitsbedingungen deutlich verbessert haben». Die Schweiz müsse daher aufpassen, dass sie hier den Anschluss nicht verliert.
Blieben ausländische Ärzte weg, hätten wir ein Problem: Experten gehen davon aus, dass in 15 Jahren rund 5500 Ärzte fehlen werden.

Mehr Medinzinstudenten zulassen

Um den Bedarf an medizinischen Fachkräften zu decken, müssten Schweizer Universitäten die Anzahl der jährlichen Abschlüsse in Humanmedizin, die derzeit bei etwa 1300 liegt, weiter erhöhen. Das fordert auch die FMH, die sich bereits vor sieben Jahren gegen den NC positionierte. Vielmehr setzt sie sich für ein zweistufiges Verfahren ein, bei dem ergänzend zum Numerus clausus situational Judgement Tests oder Multiple Mini-Interviews eingeführt werden. Auch Nationalrat Benjamin Roduit betont, dass die derzeitigen Auswahlverfahren nicht der täglichen Praxis von Ärzten entsprechen.
Sein Antrag sei bei den betroffenen Verbänden auf ein breites Echo gestossen. «Die Erfolgsaussichten sind gut und ich hoffe, dass sowohl das zuständige Gremium als auch das Staatenplenum den Antrag in der Herbstsession unterstützen werden».
  • Zürich: Kein Ausbau bei den Medizin-Studienplätzen: An der UZH können nächstes Jahr 380 junge Leute ein Studium der Humanmedizin einschliesslich Chiropraktik beginnen.
  • Ein Test soll sagen, ob jemand das Talent zum Arzt hat: Die Universität Heidelberg will auf neue Art sicherstellen, dass angehende Ärzte sozial kompetent sind.
  • Steht der Numerus Clausus vor dem Aus?

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