Zürich: Pflegenotstand entspannt sich, auch dank hoher Löhne

Die Stadt Zürich zahlt landesweit die höchsten Pflegelöhne. Das wirkt sich nun positiv auf den Pflegenotstand aus.

, 16. November 2023 um 13:34
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Gut 70 Prozent der Mitarbeitenden erhielten im Stadtspital Triemli eine Lohnerhöhung um rund 10 Prozent. | zvg
Wie der Tagesanzeiger in seiner heutigen Ausgabe schreibt, habe sich der Fachkräftemangel im Stadtspital Zürich deutlich entschärft. So konnte das Stadtspital die offenen Pflegestellen von 60 auf 15 reduzieren – und musste keine Betten aus Personalgründen schliessen.
Innerhalb eines Jahres sei die Fluktuation bei der Pflege von 16 auf unter 10 Prozent gesunken. Die Kosten für Temporärpersonal konnten um ein Drittel gesenkt werden. Und statt 60 Vakanzen gibt es derzeit an den Standorten Waid und Triemli insgesamt nur noch 15 offene Stellen in der Pflege.
Gegenüber dem Tagesanzeiger zeigt sich Stadtrat Andreas Hauri (GLP) erstaunt, wie gut die Massnahmen gewirkt haben, welche die Stadt im vergangenen Jahr ergriffen hat, um die Arbeit in der Pflege attraktiver zu machen. Dazu gehörte etwa, dass die Stadt Zürich die Pflegelöhne in allen städtischen Betrieben überprüfte, worauf gut 70 Prozent der Mitarbeitenden im August 2022 eine Lohnerhöhung um rund 10 Prozent erhielten. Zugleich verbesserten sie die Arbeitsbedinungen.
Kritisiert wurde, dass die Lohnerhöhungen die Stadt jährlich rund 20 Millionen Franken kosten, wovon die Hälfte aufs Stadtspital entfällt. Zudem wurde prophezeit, die Pflegenden reduzierten ihr Pensum, wenn sie mehr verdienten.
Beides sei nicht eingetroffen, betont Hauri. So seien die Mitarbeitenden grösstenteils bei ihren Pensen geblieben. Zugleich konnte Geld eingespart werden, indem die Ausgaben für Temporärpersonal um mehrere Millionen Franken gesunken seien und weniger Rekrutierungskosten anfielen.
Die Stadt Zürich zahlt landesweit die höchsten Pflegelöhne. Eine Pflegefachfrau mit langjähriger Erfahrung verdient rund 100’000 Franken im Jahr, eine Fachangestellte Gesundheit über 80’000 Franken. Fakt ist auch, dass die Stadt die anderen Spitäler und Kliniken in Zugzwang bringt.

Zürcher Spitälern zuversichtlich

Eine Umfrage unter Zürcher Spitälern zeigt, dass sich der Pflegenotstand generell entschärft. So konnte das Universitätsspital Zürich etwa den Einsatz von Temporärpersonal reduzieren sowie die Fluktuationsrate senken.
Auch die Klinik Hirslanden kann den Trend bestätigen. Auf Anfrage von Medinside sagt Mediensprecherin Britta Seifried-Fedder: «Im Vergleich zum Vorjahr konnten wir bislang im Bereich der Pflege und Spezialpflege besser rekrutieren und die temporären Mitarbeitereinsätze um gut einen Drittel reduzieren.» Zudem hätten sie seit einem Jahr keine Kapazitäten, wie etwa Betten, aufgrund von Personalmangel reduzieren müssen.
Als Grund für die verbessete Situation, nenne die Spitäler vorallem die «grossen Anstrengungen», den Mitarbeitenden attraktive Arbeitsmodelle zu bieten.
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