Schwere Vorwürfe gegen das Klinikum Friedrichshafen

Der Suizid einer Ärztin löst Ermittlungen aus. Es geht um fahrlässige Tötung, unterlassene Hilfestellung, Abrechnungsbetrug. Gegen fünf Ärzte wird ermittelt.

, 26. März 2024 um 05:25
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Medizin Campus Bodensee mit dem Klimikum Friedrichshafen. | Bild: Screenshot Youtube
Das Klinikum Friedrichshafen sieht sich derzeit mit schweren Vorwürfen konfrontiert: Sie reichen vom Anfangsverdacht der fahrlässigen Tötung, der Körperverletzung und unterlassener Hilfeleistung bis hin zum Verdacht, dass am Klinikum unrechtmässig abgerechnet worden sei. Eine Verdachtsmitteilung sei im Namen aller gesetzlichen Krankenkassen erfolgt, wie die «Schwäbische.de» schreibt.
Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Ravensburg seien derzeit in vollem Gange: Laut SWR Aktuell werde gegen fünf aktive und ehemalige Ärztinnen und Ärzte des Klinikums am Bodensee ermittelt. Die Betroffenen, darunter auch ein Chefarzt, seien vorläufig vom Dienst am Patienten freigestellt worden. Wobei die Unschuldvermututng gilt.
Zudem werden derzeit etwa 250 Patientenakten geprüft; 50 Zeugen habe die Kriminalpolizei schon vernommen. Digitale Unterlagen im Umfang mehrerer Terabyte seien beschlagnahmt worden.

Hintergrund

Eine Oberärztin hatte am Klinikum Friedrichshafen jahrelang wiederholt auf Missstände hingewiesen: Sie warf einem Chefarzt unter anderem vor, Komplikationen bei der Behandlung von Patienten verheimlicht zu haben; es sei sogar zu Todesfällen gekommen. Die Ärztin kritisierte auch die übermässige Arbeitsbelastung und wies auf fachlich ungeeignete Kollegen auf der internistischen Intensivstation hin.
Gehör fand sie bei der Klinikleitung keines. Im Gegenteil: Im vergangenen November wurde eine von ihr als kritisch beurteilte Kollegin befördert – worauf die Oberärztin gemeinsam mit dem Betriebsrat Klage erhob.

Suizid

Einen Tag später wird bekannt, dass die 'unbequeme' Oberärztin fristlos entlassen werden soll. Am 1. Dezember sollte das weitere Vorgehen besprochen werden, wozu es allerdings nicht mehr kommt. In der Nacht zuvor nimmt sie sich das Leben.
Laut der «Thurgauer Zeitung» werden am 6. Dezember die schweren Vorwürfe, die im Raum stehen, veröffentlicht. Die Geschäftsleitung des Klinikums widerspricht diesen und verweist auf ein Gutachten. Später verspricht sie, auch auf Druck der Mitarbeitenden und der Öffentlichkeit, die Vorwürfe gegen das Haus bis Ende März aufzuklären. Am 22. Feburar wird bekannt, dass die Aufklärungen doch länger dauern, nun ist von Juli die Rede.
Am 7. März schaltet sich die Kriminalpolizei ein: Sie sieht nun ausreichende Indizien für ein offizielles Ermittlungsverfahren. Im Fokus stehen vier aktive Ärzte und ein ehemaliger Arzt.
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