Die Spitaltarife sollen abhängig sein von der Qualität der Behandlung

Groupe Mutuel, das Universitätsspital Basel und das Hôpital de La Tour wollen ein neues Tarifsystem entwickeln - basierend auf Value-Based-Healthcare.

, 13. September 2021 um 08:00
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«Das Unispital Basel setzt bei der Qualitätsmessung neue Massstäbe». Das schrieb Medinside am 9. April 2018. Im Wesentlichen geht es darum, Behandlungsergebnisse von Patienten mit Befragungen standardisiert zu messen. Mehr dazu hier und hier.
Nun geht das USB einen Schritt weiter und will die Grundsätze der Value Based Healthcare (VBHC) in die Tarifierung einfliessen lassen. Sie will das in einem Pilotprojekt zusammen mit Groupe Mutuel und dem Hôpital de La Tour tun.
Die Partnerschaft wurde am 6. September unterzeichnet und hat zum Ziel, innovative Vergütungsmodelle zu entwickeln. Für die Leistungserbringer sollen die Anreize so gesetzt werden, dass mit den bestehenden Ressourcen die bestmöglichen Ergebnisse für Patienten erzielt werden.

Hüftgelenk und Prostata

Die Tarifmodelle werden für zwei Arten von Behandlungen entwickelt: den Hüftgelenkersatz sowie die Behandlung des lokalisierten, nicht metastasierten Prostatakarzinoms.
Daniel Volken leitet als stellvertretender Direktor das Generalsekretariat von Groupe Mutuel. Im Gespräch mit Medinside erklärt er, dass im heutigen System jeder Bereich separat betrachtet werde. Für eine bestmögliche Versorgung sei es aber sinnvoll, die Behandlungskette als Ganzes zu betrachten. Was wurde vor einem spezifischen Eingriff im Spital gemacht und was danach? Auf dieser Grundlage soll anschliessend ein Abgeltungssystem entwickelt werden.

Basierend auf PROM's

Dieses Abgeltungssystem soll sich neben anderen medizinischen Qualitätsindikatoren auf die PROM’s (Patient-Reported Outcome Measures) stützen. Über einen längeren Zeitraum werden die Patienten wiederholt zu den Behandlungsergebnissen befragt. Massgebend ist dabei ihre Wahrnehmung bezüglich des Gesundheitszustands und der Lebensqualität.
Laut Daniel Volken will man in einer ersten Phase eine Literaturanalyse vornehmen. Damit soll abgeklärt werden, was für Abgeltungsmodelle bereits im Umlauf sind oder welche Erfahrungen damit gesammelt wurden. Volken verweist auf das Beispiel Niederlande, wo zum Beispiel das Modell der dynamischen Baserate zur Anwendung kommt. 
«Es ist nicht die Idee, bestehende Tarifsysteme zu ersetzen», präzisiert Daniel Volken. Vielmehr will man mit einer integrierten Betrachtung die Gesamtkosten beurteilen, da ja vor und nach dem operativen Eingriff auch Kosten anfallen, die nicht mit DRG abgegolten werden. Zu denken sei an die Physiotherapie und anderen Leistungen, die aufgrund des Tarmed abgegolten werden.

Das USB ist Pionier

Wie eingangs gesagt, gilt das Universitätsspital Basel als Pionier in der Erhebung von PROM’s in der Schweiz. Seit 2017 erhebt es systematisch PROMs für mittlerweile 20 verschiedene Erkrankungen.
Das Hôpital de La Tour misst hingegen die Behandlungsergebnisse bei Patientinnen und Patienten in der Onkologie und Orthopädie.
Mit der Unterstützung der Stiftung Groupe Mutuel wird das Projekt von der Professur Health Economics der Universität Basel unter der Leitung von Professor Stefan Felder wissenschaftlich begleitet.
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