Tardoc: Versicherer und Spitäler blasen zum Angriff

Santésuisse, die Spitäler und der Chirurgenverband schaffen gemeinsam eine nationale Tariforganisation. Damit soll ein ambulantes Tarifsystem entstehen, das auf Pauschalen beruht.

, 3. September 2020 um 10:59
image
  • spital
  • versicherer
  • santésuisse
  • tardoc
  • fmh
  • fmch
Die Verbände Santésuisse, der Spitalverband H+ und der Chirurgenverband Fmch gründen eine gemeinsame Tarif-Plattform: für die primäre pauschale Abgeltung von ambulanten Leistungen, wie die drei Organisationen am Donnerstag mitteilen.
Basis für den neuen Arzt- und Spitaltarif bilde ein Projekt des Spitalverbands zur Abbildung von ambulanten DRG-Pauschalen sowie die beim Bundesrat unlängst zur Genehmigung eingereichten 75 Pauschalen für häufig durchgeführte Standardeingriffe, steht in der Mitteilung. 
Je nach Fachgebiet können mit regional angepassten Pauschalen über 80 Prozent der ambulanten Leistungen abgebildet werden, sind die Tarifpartner überzeugt.

Pauschaltarif, Einzelleistung oder sogar Zeittarif!

Mit diesem Schritt brüskieren die Tarifpartner die Anstrengungen der Ärzteverbindung FMH und des anderen Kassenverbands Curafutura. Diese haben vor einem Jahr einen gemeinsamen Nachfolger-Tarif für Tarmed eingereicht, der nach wie vor Taxpunkte festlegt und einen Taxpunktwert bestimmt. Derzeit prüft der Bundesrat dieses neue Tarifwerk namens Tardoc. Laut FMH und Curafutura besteht mit der Organisation Ats-tms zudem bereits eine ambulante Tariforganisation. 
Santésuisse, H+ und der Chirurgenverband halten in diesem Zusammenhang allerdings auch ein ergänzendes Tarifsystem offen: Denkbar sei sogar eine Abgeltung dieser Leistungen mittels eines «einfachen und transparenten Zeittarifs», heisst es. Möglich sei aber auch eine Vergütung über einen angepassten Einzelleistungstarif. All diese Möglichkeiten für Tarife und Preise sieht das Gesetz nämlich vor. 

Steht allen offen

Die drei Verbände laden schliesslich alle relevanten Akteure des Gesundheitswesens ein, «partnerschaftlich an der Gestaltung des Tarifwesens der Zukunft mitzuwirken», steht in der Mitteilung weiter zu lesen. Die Plattform stehe allen beteiligten Akteuren zur Teilnahme offen. Mit dem neuen Tarifsystem soll der administrative Aufwand reduziert und die Effizienz gesteigert werden.
Artikel teilen

Loading

Comment

Mehr zum Thema

image

Swica zahlt wieder für Genfer Privatkliniken

Die anderen grossen Kassen haben sich bereits mit den Spitälern geeinigt. Nun hat auch die Swica wieder einen Vertrag für ihre Privat- und Halbprivatpatienten in drei Genfer Kliniken.

image

Auf dem richtigen Weg

Der Markt für Krankenhaus-Informationssysteme (KIS) befindet sich in einer Phase tiefgreifender Transformation. Die aktuellen Trends und Herausforderungen der Branche sowie die Erwartungen der Kliniken beleuchtet Dirk Müller, Director Product Management CIS4U bei Dedalus HealthCare.

image

Viva Health: Von der Ausnahme zur Regel

Letztes Jahr konnte das neuartige Grundversicherungs-Angebot im Jurabogen die Prämien stabil halten – es war ein spannender Spezialfall. Und jetzt?

image

SIWF: Präsidentin Monika Brodmann tritt zurück

Nach fast fünf Jahren an der Spitze legt Monika Brodmann Maeder ihr Amt nieder. Sie verweist auf strukturelle Hürden – grundlegende Änderungen seien derzeit nicht realisierbar.

image

Assura reagiert auf gefährdete Screening-Programme

Assura lanciert ein Grundversicherungsmodell für Frauen, das gynäkologische Vorsorge sowie Brustkrebs-Screenings franchisefrei abdeckt.

image

CSS Gruppe: Nachfolge von Philomena Colatrella geklärt

Mirjam Bamberger heisst die neue CEO der CSS. Sie kommt von der AXA-Gruppe.

Vom gleichen Autor

image

Arzthaftung: Bundesgericht weist Millionenklage einer Patientin ab

Bei einer Patientin traten nach einer Darmspiegelung unerwartet schwere Komplikationen auf. Das Bundesgericht stellt nun klar: Die Ärztin aus dem Kanton Aargau kann sich auf die «hypothetische Einwilligung» der Patientin berufen.

image

Studie zeigt geringen Einfluss von Wettbewerb auf chirurgische Ergebnisse

Neue Studie aus den USA wirft Fragen auf: Wettbewerb allein garantiert keine besseren Operationsergebnisse.

image

Warum im Medizinstudium viel Empathie verloren geht

Während der Ausbildung nimmt das Einfühlungsvermögen von angehenden Ärztinnen und Ärzten tendenziell ab: Das besagt eine neue Studie.