Treppen hinuntergehen beugt Demenz vor

Treppen hinuntersteigen ist laut einer neuen Studie gesünder als Treppen hochsteigen. Ärzte und Pflegepersonal sollten vor allem älteren Patienten vermehrt dazu raten.

, 14. Juni 2016 um 07:07
image
  • studie
  • forschung
  • geriatrie
Ringsum wird geforscht über Demenz und die Möglichkeiten, den geistigen Verfall aufzuhalten oder gar zu verhindern. Neue Forschungsergebnisse legen nun nahe, dass es nichts Einfacheres gibt als Treppen hinunterzugehen. Es soll sogar gesünder sein als Treppen hochzusteigen. 
Professor Ken Nosaka von der School of Exercise and Health Sciences der australischen Edith Cowan University plädiert in einer Studie dafür, ältere Menschen zu ermutigen, Treppen hinunterzugehen. Seine Analyse wurde erstmals im Fachmagazin Science Network Western Australia veröffentlicht.

Exzentrische vs. konzentrische Bewegungen

Der Grund ist, dass so genannte exzentrische Körperbewegungen, wie sie beim Hinuntergehen gebraucht werden, eine grössere Hirnleistungen erfordern als konzentrische Bewegungen, die beim Hochsteigen stattfinden.  
Während die Muskeln bei exzentrischen Übungen gestreckt und gedehnt werden, werden sie bei konzentrischen Übungen verkürzt. «Die exzentrische Muskelarbeit erfordert eine grössere kognitive Leistung als die konzentrische», sagt Nosaka. Auch die Bremsarbeit auf der Treppe erfordere eine zusätzliche Hirnarbeit, die sich vorteilhaft auswirke. 

Muskelaufbau wird gefördert

Nosakas Erkenntnisse basieren auf einer Analyse von mehreren Studien zum Thema Treppensteigen. In einer Studie durchliefen 26 Männer im Alter zwischen 60 und 76 ein drei Monate dauerndes Programm mit exzentrischem und konzentrischem Training. Am Schluss zeigte sich, dass die exzentrischen Übungen bessere Werte bei Blutdruck, Blutzucker, Cholesterin und Insulinempfindlichkeit zur Folge hatten. 
Eine weitere Studie mit älteren, übergewichtigen Frauen förderte ähnliche Ergebnisse zutage. Die eine Gruppe musste zweimal pro Woche Treppen steigen, die andere Gruppe ebenso häufig Treppen hinuntergehen. Die Resultate waren in der zweiten Gruppe besser. 

Insulinempfindlichkeit erhöht

Insgesamt wurde das Risiko für Diabetes und Herz-Kreislauferkrankungen beim Treppen hinuntergehen reduziert. «Es ist hinlänglich bekannt, dass Diabetes eine der Ursachen für Demenz ist», so Nosaka, «wenn also diese Übungen die Insulinempfindlichkeit erhöhen, beugen sie auch Demenz vor.» 
Laut Nosaka sind exzentrische Körperübungen eine kleinere Belastung für den Stoffwechsel als konzentrische. Regelmässig ausgeübt, stärken sie die Muskeln und fördern den Muskelaufbau eher als konzentrische Übungen. Neben Treppen hinuntersteigen sind auch langsames Absitzen und Abliegen oder langsames Heben und Senken von Hanteln zu empfehlen. 

Video: «Eccentric is the Key for Better Health»

Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image

Schweizer Hoffnung in der Krebsmedizin

Ein neues Medikament gegen das unheilbare Glioblastom schafft Hoffnung: bei manchen Patienten schrumpfte der Tumor um bis zu 90 Prozent.

image

Einseitige Impfung wirksamer? Studie wirft neues Licht auf Impfstrategien

Eine neue Studie kommt zu überraschenden Ergebnissen: Mehrfachimpfungen im selben Arm bieten einen besseren Schutz.

image

Epilepsie: Neue Folsäure-Empfehlung für Schwangere soll Krebsrisiko senken

Die Schweizerische Epilepsie-Liga empfiehlt, die tägliche Folsäure-Dosis von bisher vier bis fünf auf ein bis drei Milligramm zu reduzieren.

image

Brustkrebs-Screening im Alter birgt Risiko von Überdiagnosen

Eine Studie der Yale Medical School zeigt: Bei Frauen ab 70 Jahren, die eine Mammographien erhielten, wurden häufiger gesundheitlich unbedenkliche Tumore diagnostiziert als bei Frauen, die nicht an der Früherkennung teilnahmen.

image

Aargau will Med- und Health-Tech auf neues Niveau heben

Mit einem Projekt setzen das Kantonsspital Baden, die Stadt Baden und der Kanton Aargau neue Impulse für Innovationen in Medizin und Gesundheitstechnologie.

image

Mammografie: KI findet 20 Prozent mehr Tumore

Eine schwedische Studie zeigt, dass künstliche Intelligenz die Zahl der entdeckten Tumore deutlich steigern und zugleich die Arbeitslast von Radiologen verringern kann.

Vom gleichen Autor

image

Pflege: Zu wenig Zeit für Patienten, zu viele Überstunden

Eine Umfrage des Pflegeberufsverbands SBK legt Schwachpunkte im Pflegealltag offen, die auch Risiken für die Patientensicherheit bergen.

image

Spital Frutigen: Personeller Aderlass in der Gynäkologie

Gleich zwei leitende Gynäkologen verlassen nach kurzer Zeit das Spital.

image

Spitalfinanzierung erhält gute Noten

Der Bundesrat zieht eine positive Bilanz der neuen Spitalfinanzierung. «Ein paar Schwachstellen» hat er dennoch ausgemacht.