Derzeit ist viel von Qualitätsmanagement die Rede. So auch an der Jahresmedienkonferenz von
Hplus von letzter Woche. Selbst die Tagesschau des Schweizer Fernsehens berichtete darüber.
Das Medieninteresse gilt dabei jeweils den Akutspitälern. Doch auch bei Rehakliniken sind Qualitätsmessungen seit je ein Thema. Wie bei Akutspitälern ist dafür der
ANQ zuständig, der Nationale Verein für Qualitätsentwicklung in Spitälern und Kliniken.
Nun soll der Bundesrat zur Stärkung der Qualität mehr Kompetenzen erhalten und eine Qualitätskommission geschaffen werden. Am 11. Juni wird der Nationalrat das entsprechende Geschäft mit dem Namen «KVG. Stärkung von Qualität und Wirtschaftlichkeit» beraten.
Matthias Mühlheim
«Jedes Spital und jede Rehaklinik weiss besser, welche medizinischen Indikatoren erheblich sind und welche Massnahmen die medizinische Qualität verbessern.»
Davon hält Matthias Mühlheim, Vizepräsident bei Hplus, wenig. Jedes Spital und jede Rehaklinik wisse besser, welche medizinischen Indikatoren erheblich sind und welche Massnahmen die medizinische Qualität verbessern, erklärt der Administrative Direktor der
Reha Rheinfelden.
Viel hält Mühlheim dagegen von Selbstregulierung. Er verweist im Gespräch mit Medinside auf
«Swiss Reha». Der Verband der «führenden Rehabilitationskliniken der Schweiz» hat strenge Aufnahmeanforderungen, wie man dessen Website entnehmen kann. Präsident ist seit vier Jahren der Gesundheitsökonom Willy Oggier.
Willy Oggier
«Pro Jahr haben wir drei bis vier Aufnahmegesuche zu bearbeiten.»
Nach Angaben von Willy Oggier hat der Vorstand drei bis vier Aufnahmegesuche pro Jahr zu bearbeiten. Und ab und zu werde auch eines abgelehnt. Das jüngste Mitglied ist das 2014 eröffnete Zürcher RehaZentrum Lengg in der Stadt Zürich. So muss ein Mitglied von Swiss Reha eine Mindestzahl von Fällen aufweisen, je nach der medizinischen Ausrichtung.
Als zweites Beispiel nennt Oggier den ärztlichen Notfall. Ein kontinuierlicher ärztlicher Notfalldienst muss die notfallmedizinischen Massnahmen innert 15 Minuten sicherstellen. In Spitalplanungen sind teilweise 30 Minuten vorgesehen.
Mehrstufiges Aufnahmeverfahren
Der Aufnahmeprozess geht so: Zuerst muss ein Aufnahmegesuch gestellt werden. Dann entscheidet der Vorstand anhand der ausgefüllten Selbstdeklaration der Klinik, ob die gesuchstellende Rehaklinik die Muss-Kriterien prima vista erfüllt und für eine Aufnahme in Frage kommt.
Zu den Muss-Kriterien gelten etwa, ob sie genügend Fälle aufweist und einen kontinuierlichen Pflegeprozess (KPV) vorzuweisen vermag. Bei positiver Beurteilung werden drei Vorstandsmitglieder der Klinik einen Besuch abstatten und einen Visitationsbericht erstellen. Erst dann findet das Audit statt, durchgeführt vom Swiss Safety Center unter Einbezug eines unabhängigen ausländischen Reha-Experten. Die externen Experten erstellen einen Bericht mit entsprechender Empfehlung. Die endgültige Aufnahme ist dann Sache der Generalversammlung. Alle vier Jahre wird rezertifiziert.
Tessin setzt auf Kliniken von Swiss Reha...
Der Tessin ist der einzige Kanton, bei dem nur jene Reha-Kliniken auf die Spitalliste kommen, die auch Mitglied von Swiss Reha sind. Dass alle Kantone so verfahren, wäre wohl aufgrund der hohen Anforderungen zu viel verlangt.
... und Nidwalden setzt auf den Bürgenstock
Doch für Matthias Mühlheim ist es zweifelhaft, dass gewisse Kantone Wellness-Oasen auf ihre Spitalliste setzen und damit Heimatschutz betreiben. Namen will er keine nennen. Das tut für ihn Swiss-Reha-Präsident Willy Oggier und nennt als Beispiel das
Resort auf dem Bürgenstock.
Heinz Locher: «Ein Kurhaus ist keine Rehaklinik»
Eine Einschätzung, die auch Gesundheitsökonom Heinz Locher teilt: «Das ist Wirtschaftsförderung, Regionalpolitik, wie das häufig passiert. Aber es ist einfach nicht gesetzeskonform.» Ein Hotel dürfe nicht auf eine Spitalliste. Da gibt es ganz klare Bestimmungen. «Ein Hotel oder ein Kurhaus ist keine Rehaklinik», sagte Locher auf dem Internetportal Infolinemed.
Kantonsspital Baselland? Leider nein.
Dass die Aufnahmekriterien für Swiss Rehe sehr streng sind, durfte auch das Kantonsspital Baselland erfahren. Für die Rehabilitation seiner Tagesklinik auf dem Bruderholz bewarb es sich um das Fach-Gütesiegel Swiss Reha. «Die Bewerbung wurde zum Desaster», schrieb die
Basler Zeitung am 8. November 2017.
Das Swiss-Rehe-Zertifikat sei mehr als ein Marketing-Spass. «Die Anforderungen sind hoch, Qualitätskriterien werden strikte angewendet», so die BAZ weiter. So wurde etwa bemängelt, dass es an einem «kontinuierlichen Verbesserungsprozess» fehle, an einem «Self-Assessment» und «internen Audits nach etabliertem Qualitätsmodell».
Nebst solchen zertifizierten Qualitätskontrollen fehlten – immer laut BAZ - auch «ein detaillierter Verbesserungsplan, der auf den identifizierten Verbesserungspotenzialen basiert» sowie «Nachweise für die Umsetzung der beschlossenen Verbesserungen».