Anstieg der Krankenkassen-Prämien gebremst

Die Prämie für die obligatorische Krankenpflegeversicherung variiert für das Jahr 2020 je nach Kanton zwischen Minus 1,5 und Plus 2,9 Prozent. Am meisten jubeln können die Luzerner.

, 24. September 2019 um 08:23
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Die mittlere Prämie der obligatorischen Krankenpflegeversicherung steigt im nächsten Jahr um 0,2 Prozent. Sie beträgt 315,40 Franken, wie Gesundheitsminister Alain Berset und das Bundesamt für Gesundheit (BAG) am Dienstag mitteilen. Es wurde erwartet, dass die Prämien weniger stark steigen werden als während der vergangenen Jahre.
Seit Inkrafttreten der obligatorischen Krankenpflegeversicherung 1996 ist die mittlere Prämie jährlich um durchschnittlich 3,8 Prozent gestiegen. Das Konstrukt der mittleren Prämie berücksichtigt alle in der Schweiz bezahlten Prämien und entspricht der durchschnittlichen Prämienbelastung pro Person.
Die Entwicklung variiert je nach Kanton zwischen Minus 1,5 und Plus 2,9 Prozent: 
  • In zehn Kantonen liegen die durchschnittlichen Anpassungen der mittleren Prämie unter 0 Prozent: AG, BE, BS, LU, SH, SO, SZ, VD, ZG, ZH
  • In fünf Kantonen über 1,5 Prozent: AR, GR, NE, TI, VS
  • In den übrigen elf Kantonen liegt der Anstieg zwischen 0 und 1,5 Prozent: AI, BL, FR, GE, GL, JU, NW, OW, SG, TG, UR
Übersicht: Kantonale mittlere Prämien 2020Kantonale mittlere Prämie Vergleich 2019/20

Kinderprämie bleibt gleich hoch

Die mittlere Prämie für Erwachsene beläuft sich auf 374,40 Franken. Sie steigt gegenüber dem Jahr 2019 um 0.3 Prozent. Die Prämie für Kinder beträgt 98,70 Franken – und bleibt damit gleich hoch wie 2019. 
Diejenige der jungen Erwachsenen zwischen 19 und 25 Jahren beläuft sich 2020 auf 265,30 Franken. Dies entspricht einer Reduktion von zwei Prozent gegenüber dem letzten Jahr. 2019 waren die Prämien der jungen Erwachsenen aufgrund einer Anpassung des Risikoausgleichs bereits um 15,6 Prozent gesunken.

Weitere Massnahmen notwendig

Die Entwicklung der Prämien widerspiegeln die Kosten in der obligatorischen Krankenpflegeversicherung (OKP). Diese liegen, wie auch bereits im letzten Jahr, deutlich unter dem langjährigen Durchschnitt.
«Der Anstieg fällt im Vergleich zu den Vorjahren moderat aus», schreibt das Bundesamt. Dies sei auch auf die bereits getroffenen Massnahmen zur Kostendämpfung zurückzuführen, etwa die Tarmed-Anpassung und die Senkungen der Medikamentenpreise. Aber auch die Ärzteschaft hat wesentlich zur Stabilisierung des Kostenwachstums beigetragen.
Es seien jedoch weitere Massnahmen erforderlich, damit die Kosten nur in dem Umfang steigen, welcher medizinisch begründbar sei, teilt das BAG weiter mit. Ohne zusätzliche Massnahmen werden die Kosten und dadurch auch die Prämien in Zukunft wieder stärker steigen.
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