Test findet richtiges Antibiotikum innert wenigen Minuten

30 Minuten statt mehrere Tage: Ein neuer Schnelltest findet heraus, ob ein Patient von Bakterien befallen ist, die gegen ein bestimmtes Antibiotikum resistent sind.

, 9. Oktober 2017 um 08:39
image
  • forschung
  • praxis
  • medikamente
Bisher ist es üblich, bei Resistenzverdacht ein neues Antibiotikum zu verabreichen. Wenn dieses nicht hilft, bekommt der Patient ein stärkeres Medikament. Ein solcher Prozess des «Trial-and-Error» kann allerdings Tage dauern.
Nun haben US-amerikanische Forscher des California Institute of Technology (Caltech) einen Schnelltest entwickelt. Ziel war es, eine Methode zu entwickeln, mit der sich das richtige Antibiotikum ermitteln lässt – während eines einzigen Arztbesuchs.

DNA und fluoreszierende Punkte

Die Wissenschaftler konzentrierten sich auf die Erreger von Harnweginfektionen. Der Test funktioniert so: Eine Urinprobe wird in zwei Portionen geteilt. Die eine Hälfte wird mit einem Antibiotikum versetzt, die andere Hälfte bleibt unbehandelt. Nach 15 Minuten werden die Bakterien herausgefischt.
Schoepp, Nathan G. et al.: «Rapid pathogen-specific phenotypic antibiotic susceptibility testing using digital LAMP quantification in clinical samples», in: «Science Translational Medicine», Oktober 2017 
Mit einer chemischen Erkennungstechnik werden die Innereien der zerstörten Zellwände identifiziert. Finde sich in der behandelten Probe weniger DNA als in der unbehandelten, habe das Antibiotikum gewirkt. Sichtbar werde das durch fluoreszierende Punkte.

Hohe Genauigkeit

In 95 Prozent der Fälle stimmte das Ergebnis mit bisher üblichen Tests überein, die tagelang dauern. Jetzt wollen die Wissenschaftler den Schnelltest auf weitere Bakterien ausdehnen. Damit wollen die Forscher die Art, wie Antibiotika verschrieben werden, verändern, erklärt Rustem Ismagilov, Chemieprofessor und Mitautor der Studie.
Artikel teilen

Loading

Comment

Mehr zum Thema

image

«Eine frühzeitige Blutverdünnung nach einem Schlaganfall ist sicher und wirksam»

Im Interview erklärt Neurologe Urs Fischer, Chefarzt am Inselspital Bern, was die Ergebnisse der CATALYST-Studie für die klinische Praxis bedeuten – und warum alte Leitlinien überdacht werden sollten.

image

Das Ludwig-Institut bleibt in Lausanne

Zehn Jahre nach der Gründung der Partnerschaft mit dem CHUV und der Uni Lausanne wird das Ludwig-Institut in die Universität integriert. Es soll mehr über Immuntherapie und Tumor-Mikroumgebung geforscht werden.

image

«Wir erreichen heute Areale, die früher unzugänglich waren»

Thomas Gaisl vom USZ über Präzisionsgewinne, Patientennutzen und technische Grenzen der robotisch-assistierten Bronchoskopie – das Interview.

image

Medikamente: Nationalrat lehnt einfachere Zulassung ab

Im Unterschied zum Ständerat will der Nationalrat nichts wissen von einer erleichterten Einfuhr patentabgelaufener Medikamente.

image

Medis im Ausland günstig kaufen? Vergiss es

Der Ständerat will nicht, dass Kosten gespart werden, indem der Kauf von Medikamenten im Ausland zulasten der Grundversicherung ermöglicht wird.

image

Internationale Anerkennung für Schweizer Lungenkrebs-Forscherin

Solange Peters, Leiterin der medizinischen Onkologie am CHUV, erhält den Paul A. Bunn, Jr. Scientific Award, eine der höchsten internationalen Auszeichnungen für Lungenkrebsforschung.

Vom gleichen Autor

image

Arzthaftung: Bundesgericht weist Millionenklage einer Patientin ab

Bei einer Patientin traten nach einer Darmspiegelung unerwartet schwere Komplikationen auf. Das Bundesgericht stellt nun klar: Die Ärztin aus dem Kanton Aargau kann sich auf die «hypothetische Einwilligung» der Patientin berufen.

image

Studie zeigt geringen Einfluss von Wettbewerb auf chirurgische Ergebnisse

Neue Studie aus den USA wirft Fragen auf: Wettbewerb allein garantiert keine besseren Operationsergebnisse.

image

Warum im Medizinstudium viel Empathie verloren geht

Während der Ausbildung nimmt das Einfühlungsvermögen von angehenden Ärztinnen und Ärzten tendenziell ab: Das besagt eine neue Studie.