Die US-Medizinaufsicht FDA hat erstmals ein AI-Programm zur klinischen Anwendung zugelassen. Das Produkt der Firma
Arterys hatte kurz zuvor auch schon die für Medtech-Anwendungen nötige CE-Zulassung der Europäischen Union erhalten.
Das Programm dient als erstes der Kardiologie: Die Arterys-Software erarbeitet dreidimensionale Ansichten des Herzens und erarbeitet dann, in einem zweiten Schritt, auch Diagnose-Vorschläge. Oder sie weist beispielsweise auf heikle Punkte in der Durchblutung hin.
Zugriff von überall
Das kalifornische Unternehmen ist ein Ableger der Stanford University. Es verspricht, dass die Handhabung simpel und der Zugriff global sein werde. Die einzige Anforderung: Ein Laptop, ein Internet-Anschluss – der Rest geschieht in der Cloud. Die Ärzte können die MRI-Scans ihrer Patienten einlesen, dann erhalten sie Zugriff auf 3-D-Ansichten, und sie erhalten Kommentare. Alles rein digital.
Kurz: Wir haben es mit einem Programm der Künstlichen Intelligenz zu tun. Arterys Cardio DL (so der Name) baut derzeit auf den Daten von 1'000 Herzpatienten. Nun, mit der Anwendung im Alltag, werden auch die Erfahrungen von ständig neuen Fällen eingespiesen.
So präzise wie erfahrene Fachärzte
Die Bedingung für die FDA-Zulassung war, dass der Algorithmus beziehungsweise die Diagosen von Arterys Cardio DL mindestens genauso präzise waren wie die von erfahrenen Fachärzten.
Dies wurde nun erreicht. Wobei das Unternehmen
anlässlich des FDA-Plazet darauf hinweist, dass seine Software im Schnitt innert etwa 15 Sekunden zu einem Befund gelangt – während menschliche Analytiker zwischen 30 Minuten und einer Stunde benötigten.
Für die Kalifornier ist die Kardiologie-Anwendung erst der Anfang. Andere Fachbereiche beziehungsweise Organe sollen folgen. «Es ist das erste Mal, dass diese neue Art der Bildgebung für die klinische Anwendung zugelassen wird», sagte Arterys-CEO und Mitgründer
Fabien Beckers dem Magazin «Forbes»: «Sie wird den
Workflow in der Medizin in die Cloud bringen, und durch das algorithmische Lernen wird es etwas ziemlich Substantielles bewirken.»
Wie funktioniert das? Erklär- und Werbefilm von Arterys:
Konkret fütterte ein Team von Medizinern und IT-Spezialisten ihre Software mit 129'400 klinischen Bildern von Melanomen beziehungsweise anderen Hautkrankheiten – insgesamt 2'000 verschiedene Befunde. In einem Vergleich wurden die Algorithmen nun dazu gebracht, die einzelnen Hautkrebs-Ausprägungen zu erkennen und zu diagnostizieren. Und diese Resultate wurden verglichen mit den Diagnosen, welche 21 Dermatologen bei den gleichen Muttermalen, Hautläsionen beziehungsweise Melanomen stellten.
Das Ergebnis besagte: der digitale Doktor war genauso präzise wie die Ärzte.