Mit einer «Cannabis-Professur» den Medizinstandort Bern stärken

Der Berner Regierungsrat anerkennt die Relevanz der Cannabis-Forschung: Die Exekutive unterstützt einen entsprechenden Lehrstuhl an der Universität Bern.

, 26. Februar 2019 um 07:03
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Die Berner Kantonsregierung will die Universität bitten, einen Ausbau der medizinischen Cannabis-Forschung zu prüfen. Wie die Berner Exekutive schreibt, will die Regierung dabei klären, ob die Schaffung einer entsprechenden Professur sinnvoll wäre.
Die Idee eines Hanf-Lehrstuhls geht auf einen überparteilichen Vorstoss zurück, der von Kantonsparlamentarier von EDU, SP, SVP, BDP und Grünen stammt. Die Politiker fordern, einen Lehrstuhl für die medizinische Cannabis-Forschung an der Uni Bern einzurichten.

Entscheid liegt bei der Universität

Der Regierungsrat gibt gleichzeitig zu bedenken, dass die Schaffung, Besetzung oder Aufhebung von Professuren Sache der Universität sei und in deren Zuständigkeit falle. Die Regierung könne die Universität im Hinblick auf die laufende Stärkung des Medizinstudiums höchstes bitten, den Vorschlag zu prüfen, wie aus der publizierten Antwort auf den Vorstoss hervorgeht.
Aus Sicht der sechs Parlamentarier bietet die Förderung der medizinischen Cannabis-Forschung eine hervorragende Gelegenheit, den Medizinalstandort Bern zu stärken und die Universität Bern schweizweit und international in diesem Gebiet innovativ zu positionieren.

Uni will «vertieft abklären»

Klar machte die Berner Regierung gleichzeitig, dass die Staatsbeiträge an die Universität aber nicht erhöht werden können. Ein Sonderbeitrag sei «nicht realistisch und systemfremd»: Die Uni müsste den Ausbau im Forschungsgebiet Cannabis durch eine Umverteilung der Mittel vollziehen.
Die Berner Hochschule hat in einer ersten Reaktion signalisiert, dass sie die Schaffung einer Professur im Bereich der medizinischen Cannabis-Forschung «vertieft abklären» werde. Bereits heute befassen sich das Institut für Sozial- und Präventivmedizin (ISPM) und das Biochemie-Institut (IBMM) in ihrer Forschungstätigkeit mit der Wirkung von Cannabis. 

Entdeckung des Endocannabinoid-System

Die Cannabispflanze wird laut der Begründung im parlamentarischen Vorstoss seit Jahrtausenden in vielen verschiedenen Kulturen für ihre medizinische Wirkung geschätzt und hatte bis 1951 auch in der Schweiz einen hohen Stellenwert in der Medizin. Im 20. Jahrhundert kam die Pflanze wegen der psychoaktiven Rauschwirkung des Tetrahydrocannabinols (THC) in Verruf. Seither drehe sich fast jede Cannabis-Debatte ausschliesslich um die Legalität von THC. THC sei jedoch nur eines von mindestens 115 Cannabinoiden, die einzig in der Hanfplanze (natürlich) vorkämen. Die Erforschung einiger dieser Cannabinoiden führte dem Vorstosse zufolge 1992 zur Entdeckung des körpereigenen Endocannabinoid-Systems.  Dieses spiele bei vielen Körperfunktionen eine wichtige Rolle und beeinflusse beispielsweise die Aktivierung von Neurotransmitter wie Dopamin. 
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