Kurskorrektur bei Medicnova

Die junge liechtensteinische Privatklinik hat sich verschätzt: Sie muss Kosten senken und Stellen abbauen. Nun wird die OKP-Zulassung für alle Leistungen beantragt.

, 27. März 2018 um 15:39
image
  • medicnova
  • liechtenstein
  • privatkliniken
  • spital
  • ärzte
Die Medicnova Privatklinik im liechtensteinischen Bendern schliesst das erste Geschäftsjahr mit einer «angespannten Finanzlage» ab: Die Anlaufkosten waren höher als erwartet, zudem macht der Klinik «die Ungleichbehandlung bei der Tarifgestaltung - Stichwort fehlender Staatsbeitrag - deutlich mehr zu schaffen als zunächst angenommen», heisst es in einer Mitteilung. 

«Gewisser Stellenabbau»

Die Klinikleitung sieht sich gezwungen, kurzfristig Massnahmen zu ergreifen, um die ungünstige Kostenentwicklung in den Griff zu bekommen. Die Kosten müssten «deutlich» gesenkt werden, um wirtschaftlich überleben zu können. Daher sei «ein gewisser Stellenabbau» notwendig. 
Verwaltungsratspräsident Hansjörg Marxer wollte dies auf Anfrage nicht präzisieren. Das Ausmass des Stellenabbaus werde heute und morgen mit dem Personal besprochen. Dass ganze Abteilungen geschlossen würden, sei nicht realistisch. Der Personalbestand beträgt derzeit 47 Vollzeitäquivalente.  

«Wir brauchen eine tarifliche Gleichstellung»

Marxer stört sich insbesondere an der Liechtensteinischen Gesundheitspolitik, die «nicht unwesentlich» zur schwierigen Finanzsituation beitrage. «Wenn wir nur einen Teil der öffentlichen Gelder, die derzeit in die Ostschweiz fliessen, bekommen würden, sähe die Situation anders aus», so Marxer. «Wir wollen und brauchen eine tarifliche Gleichstellung mit Spitälern wie Grabs oder Chur.»

«Überleben der Klinik aufs Spiel setzen»

Vor diesem Hintergrund wird Medicnova noch im April einen Antrag auf OKP-Zulassung für das gesamte Leistungsangebot stellen. Die Anträge für Kardiologie und Gefässchirurige sind immer noch unbeantwortet. «Nachdem wir aber überzeugt sind, dass es nicht im Interesse des Landes liegen kann, einem grossen Teil der Bevölkerung den Zugang zu Medicnova zu verwehren und damit auch noch das Überleben der Klinik aufs Spiel zu setzen, stellen wir nun den Gesamtantrag.»
Die Klinik hat am 13. Januar 2017 den Betrieb aufgenommen, dies nachdem sie innerhalb von zwei Jahren und mit Investitionen von rund 50 Millionen Franken aufgebaut worden war. Sie wurde von acht Ärzten initiiert und ist die erste privatwirtschaftlich geführte Klinik im Rheintal. 
Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image

Knall beim Kantonsspital Winterthur

Gleich zwei Schlüsselfiguren verlassen das KSW per Frühling 2024: CEO Hansjörg Lehmann und Chief Nursing Officer (CNO) Susanna Oechslin gehen.

image

Ab morgen gilt das neue Datenschutzgesetz!

Am 1. September 2023 tritt das revidierte Datenschutzgesetz in Kraft. Was dieses für Arztpraxen und Spitäler bedeutet, erklärt der Anwalt und Datenschutzexperte David Vasella im Interview.

image

Was darf ein zusätzliches Lebensjahr kosten?

Für hochinnovative Medikamente müssen teils astronomische Summen bezahlt werden. Zugleich warten wir oft viel länger auf die Zulassung als unsere europäischen Nachbarn.

image

Hier drohen die gefährlichsten Fehldiagnosen

Gut zu wissen fürs Vermeiden von Fehlern: Es gibt fünf Erkrankungen, bei welchen falsche Diagnosen besonders schwere Folgen haben.

image

Diese fünf Behandlungen sollten sich Spitäler sparen

Keine vorbeugenden Antibiotika und keine Schlafmittel-Rezepte für zuhause: Das sind zwei von fünf neuen Empfehlungen für Spital-Ärzte.

image

Viele Ärzte wollen 100 Prozent geben – und geben bereits 150

Besonders die guten Mediziner sind davon betroffen: Sie arbeiten sehr gut. Und sind trotzdem immer überzeugt, es sei zu wenig.

Vom gleichen Autor

image

Pflege: Zu wenig Zeit für Patienten, zu viele Überstunden

Eine Umfrage des Pflegeberufsverbands SBK legt Schwachpunkte im Pflegealltag offen, die auch Risiken für die Patientensicherheit bergen.

image

Spital Frutigen: Personeller Aderlass in der Gynäkologie

Gleich zwei leitende Gynäkologen verlassen nach kurzer Zeit das Spital.

image

Spitalfinanzierung erhält gute Noten

Der Bundesrat zieht eine positive Bilanz der neuen Spitalfinanzierung. «Ein paar Schwachstellen» hat er dennoch ausgemacht.