Vielleicht wurde die Sache ja in Washington besiegelt. Beim Treffen der Schweizer Wirtschaftsführer im Weissen Haus sassen beide Männer zusammen vor Donald Trump: auf der einen Seite Diego Aponte, Multimiliardär und Präsident der Mediterranean Shipping Company MSC – auf der anderen Seite Johann Rupert, Multimilliardär und Präsident von Richemont.
Gemeinsam besitzen sie (respektive ihre Familien) auch die Mediclinic-Gruppe. Und gemeinsam beschlossen sie, dass diese aufgeteilt werden soll.
Der Plan sieht vor, dass die südafrikanischen Mediclinic-Spitäler im nächsten Jahr vollständig unter die Kontrolle der Familie Rupert gelangen. Die Schweizer Hirslanden-Kliniken wechseln dafür zur Familie Aponte. Es wirkt also wie eine kleine Portfolio-Bereinigung zweier Milliardärs-Familien in Genf.
Doch damit steht auch definitiv die Frage im Raum: Was will ein Schifffahrts- und Logistik-Gigant wie MSC mit Privatkliniken wie St. Anna in Luzern, wie der Clinique des Grangettes in Genf oder der Klinik Birshof?
Zweierlei Partner
Gewiss, zum Teil ist MSC bereits seit 2022 daran beteiligt. Damals übernahm das Unternehmen im Teamwork mit der Rupert-Holding Remgro das Hirslanden-Mutterhaus Mediclinic International;
Mediclinic wurde da mit rund 4 Milliarden Franken bewertet. Wie bei der Familie Aponte üblich, äusserte man sich nur knapp zu den Plänen. Er sei erfreut über die Partnerschaft, meinte Diego Aponte lediglich: «MSC ist in einer sehr guten Lage, um die strategischen Ambitionen des Mediclinic-Managements zu unterstützen – mit langfristigem Kapital ebenso wie mit unserem Wissen und unserer Erfahrung im Führen globaler Geschäfte.»
Dies werde insbesondere den Patienten, dem Personal und den Ärzten von Mediclinic Vorteile bieten.
Aber was heisst das? Abgesehen davon, dass Mediclinic und MSC gemeinsame Werte teilen sollen (wie das Unternehmen in einer PR-Darstellung
ebenfalls betont), ergeben sich kaum Überschneidungen: Eine Integration der Klinik-Gruppe ins Schifffahrts-Geschäft macht auf den ersten Blick nicht so viel Sinn.
Doch immerhin: Die Familie Aponte engagiert sich mit ihrer MSC Foundation (ebenfalls in Genf ansässig) im Feld der Spitalschiffe.
Unlängst kündigte sie an, gemeinsam mit der Organisation Mercy Ships ein eigenes Spitalschiff zu bauen, das dereinst der chirurgischen Versorgung in Afrika dienen soll.
Zweierlei Fahrwasser
Zudem fällt auf, dass bei Logistik-Giganten eine gewisse Neigung zu Engagements im Gesundheitswesen zu bestehen scheint. Die Diagnostik- und Labor-Gruppe Unilabs gehört seit 2021 zur Moller Holding der dänischen Reederei-Familie Maersk
(mehr). Die Kühne-Stiftung (Kühne+Nagel) hat ebenfalls einen
Schwerpunkt in der Medizin – ihr gehört unter anderem die Hochgebirgsklinik Davos mit dem dortigen Medizincampus.
Insgesamt könnte Hirslanden für MSC aber vor allem eine geschäftliche Ergänzung respektive Abstützung darstellen, die nebenbei noch gewisse Sympathiewerte bringt: Im Kerngeschäft der Seefahrt segelt man in einem volatilen, sehr kurzfristigen und brutal kapitalistischen Bereich. Im Gesundheitswesen findet man sich derweil in einem ruhigeren, sehr langfristig orientierten und auch stark regulierten Fahrwasser wieder.