Jetzt definitiv: Hirslanden übernimmt die Privatklinik Linde in Biel

Nachdem dem Klinikkonzern zwei Drittel der Aktien angetragen worden waren, hat ihn der Verwaltungsrat als neuen Mehrheitsaktionär eingetragen.

, 23. Juni 2017 um 07:31
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Die wohl spannendste Übernahmeschlacht der Schweizer Spitalbranche ist entschieden: Die Linde Holding AG gibt bekannt, dass der Hirslanden-Gruppe bis zum Stichtag rund 64 Prozent der Aktien angedient wurden. Der Verwaltungsrat habe deshalb beschlossen, Hirslanden als neue Mehrheitsaktionärin in das Aktienbuch einzutragen, mit Stimmrecht.
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«Hervorragende Infrastruktur»: Klinik Linde in Biel | PD
Das Ziel des Verwaltungsrats, eine strategische Kooperation mit einem starken Partner einzugehen, sei für sämtliche Aktionäre vollumfänglich erreicht worden, kommentiert der Verwaltungsrat, und dies «mit einem sehr guten Preis». Die Belegärzte – welche die Klinik bisher zu rund 60 Prozent kontrollierten – hätten «die Möglichkeit gehabt, zwischen zwei sehr guten Geschäftsmodellen zu wählen».

«In erster Linie erfreut»

Erst hatte lediglich Swiss Medical Network, die zweitgrösste Privatklinik-Kette im Land, um die Linde gebuhlt. Erst nachdem die Übernahmepläne bekannt geworden waren, schaltete sich Hirslanden ein und verwandelte das Kaufprojekt in ein Duell. Trotz dem Startvorteil waren Swiss Medical Network in diesem Bieterkampf nun nur 28 Prozent der Aktien angedient worden.
Der zweitgrösste Klinikkonzern «wäre ebenfalls ein guter Partner gewesen», kommentiert die Linde-Spitze dazu. Mit der auf 3'100 Franken erhöhten Konkurrenzofferte von Hirslanden und der Unterstützung der Belegärzte habe sich aber eine neue Lage ergeben, «die der Verwaltungsrat berücksichtigen wollte und musste».
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Die Klinik in Biel wird damit zu 108,5 Millionen Franken bewertet – dies bei einem durchschnittlichen Jahresgewinn von gut 1,1 Millionen Franken in den letzten zwei Jahren. In einem Interview mit dem «Bieler Tagblatt» (Paywall) stellte Hirslanden-Chef Ole Wiesinger am Dienstag obendrein klar, dass weitere Investitionen geplant seien: «Üblicherweise investieren wir gruppenweit zehn Prozent des Umsatzes in unsere Einrichtungen. In Biel wären das also zehn Millionen Franken pro Jahr, auf fünf Jahre gerechnet wären es also 50 Millionen.»
Mit der Integration der Privatklinik in die Hirslanden-Gruppe werde den gestiegenen Herausforderungen im schweizerischen Spitalumfeld Rechnung getragen, schreibt der Verwaltungsrat der Klinik Linde nun. «Der VR ist in erster Linie erfreut, dass dieser ausserordentliche Prozess abgeschlossen ist und wir uns wieder auf die Arbeit fokussieren können», sagt Verwaltungsratspräsident Kurt Aeberhard. 
Die Privatklinik Linde ist ein Listenspital des Kantons Bern und behandelte letztes Jahr insgesamt 6‘043 Patienten stationär und 38‘446 Patienten ambulant. Der Umsatz lag bei 90,9 Millionen Franken.
Die Linde verfügt über 115 stationäre Betten, ein Ambulatorium, eine Notfallstation, 6 Operationssäle sowie ein Physiotherapie-, ein Radiologie- und ein Augenzentrum mit eigenem Operationssaal.
Gut 80 Belegärzte sowie 434 Mitarbeitende in 322 Vollzeitstellen arbeiten in der Linde.
Für Hirslanden schliesst die Privatklinik Linde eine geographische Lücke zwischen Bern und dem Mittelland. Auch sichtet die grösste Privatklinik-Gruppe der Schweiz verschiedene Synergien durch Behandlungsangebote, die einander ergänzen – nur so lässt sich auch der hohe Preis erklären, den die Tochter des börsenkotierten Mediclinic-Konzerns zu zahlen bereit war.
In einem Schreiben an die Linde-Aktionäre hatte die Zürcher Konzernleitung, Anfang Juni angedeutet, dass bisherige Hirslanden-Patienten aus dem Seeland bald schon wohnortnah in der Privatklinik Linde behandelt werden könnten; derweil würden umgekehrt komplexe Fälle der Linde in den Hirslanden-Kliniken in Bern und Aarau versorgt.

Kardiologie mit Beau-Site

Konkrete Projekte müsse man dann noch gemeinsam definieren. Aber denkbar sei etwa der Aufbau einer Kardiologie in Zusammenarbeit mit der Klinik Beau-Site. Umgekehrt könnte es bei der Radiotherapie laufen: «Da Hirslanden in Bern keine eigene Radiotherapie betreibt und in Zukunft auch nicht plant, kann mit einer bedeutenden Anzahl Zuweisungen aus der Hirslanden Versorgungsregion Bern in die Radiotherapie der Privatklinik Linde gerechnet werden.»
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Das medizinische Angebot und die bauliche Infrastruktur der Privatklinik Linde seien hervorragend, sagt Ole Wiesinger jetzt, nach Übernahme der Mehrheit: «Wir werden die Klinik gemeinsam mit den Belegärzten weiterentwickeln und als das private Zentrumsspital in der Region verankern. Wir freuen uns und sind stolz, dass die Privatklinik Linde neu ein Mitglied der Hirslanden-Gruppe ist.»
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