«Für Frauen ist es schwierig, eine invasive Ausbildung mit der Familienplanung zu vereinbaren»

Die Kardiologin Miriam Brinkert vom Kantonsspital Aarau (KSA) ist die einzige Frau in der Schweiz, die ein Herzkatheterlabor leitet.

, 5. November 2019 um 06:21
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  • spital
Miriam Brinkert hat Anfang Oktober vom Herzzentrum des Luzerner Kantonsspitals als Leitende Ärztin zum Kantonsspital Aarau (KSA) gewechselt. Die Kardiologin ist aktuell die einzige Frau in der Schweiz, die ein Herzkatheterlabor leitet. 
Sie verfolgt einen Karriereweg, der nur wenige Frauen einschlagen. Denn in der Schweiz ist der Frauenanteil in der invasiven Kardiologie immer noch sehr tief. Auch international sind role models mit erfolgreichen invasiven Kardiologinnen selten. 
«Die Konkurrenz in der invasiven Kardiologie ist sehr gross», wird sie in einem Beitrag im Blog des Kantonsspitals zitiert. Für Frauen sei es schwierig, eine invasive Ausbildung mit der Familienplanung zu vereinbaren. Viele Ärztinnen würden sich wohl aus diesem Grund vermehrt in anderen spannenden Bereich der Kardiologie spezialisieren.

Was sie als Führungsperson vorleben möchte

Miriam Brinker hoffe aber, ein Vorbild für andere Frauen und eine gute Mentorin für junge Ärztinnen und Ärzte zu sein. Sie ist sehr zufrieden, dass sie sich für diesen Weg entschieden habe. 
Die Ausbildung zur Kardiologin machte sie am Universitätsspital Basel (USB). Anschliessend spezialisierte sie sich in kardialer Bildgebung am Royal Brompton Hospital in London. Und in Kanada liess sie sich zur invasiven Kardiologin ausbilden zu lassen.
Während ihrer Ausbildungszeit im Ausland durfte sie von einer sehr bereichernden teaching culture profitieren. Das Team in Kanada habe sie sehr geprägt und unterstützt: «Meine Professoren und Kardiologie Kollegen haben mich stets ermutigt und waren stolz darauf, jemanden gut auszubilden.» Dies sei etwas, was auch sie als Führungsperson gerne vorleben möchte. 

Schwerpunkt interventionellen Herzklappentherapie

In Aarau ist die 39-Jährige vor allem im neuen Herzkatheterlabor anzutreffen. Ihr Schwerpunkt: Koronarintervention. Rund 2’500 Stentimplantationen hat Miriam Brinkert in ihrer Karriere bereits durchgeführt. Ein weiterer Schwerpunkt liegt in der interventionellen Herzklappentherapie Tavi und Mitraclips. Hinzu kommen akute Herzinfarktpatienten.
«Häufig sieht man den direkten Erfolg, von dem, was man macht», wird Brinker im KSA-Blogbeitrag weiter zitiert. Und wenn man einem lebensbedrohlich erkrankten Patienten mit einem Eingriff helfen könne, fühle man sich als Ärztin natürlich gut. «Die Patientinnen und Patienten sind sehr dankbar.» 
Genauso gibt es die Negativseite und das sei dann schwierig. In solchen Situationen sei es wichtig, auf ein starkes Team zählen zu können. Als Führungsperson lege sie besonderen Wert auf einen empathischen Umgang und eine ausgeglichene Kompetenzverteilung im Team.

Pendelt von Zürich nach Aarau

Vom arbeitsintensivem Alltag als Kardiologin erholt sie sich regelmässig mit Partner, Freunden und Familie an der frischen Bergluft beim Wandern oder Skifahren. 
Miriam Brinkert lebt in Zürich und pendelt mit dem Zug nach Aarau. Wenn sie Pikettdienst hat, verbringt sie die Nacht in Aarau. Ansonsten klappe das gut mit dem Pendeln.
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