Maisano prüft Strafanzeige gegen das Unispital

Der Fall des beurlaubten Herzchirurgen am Unispital Zürich (USZ) könnte jetzt in einem grossen unnötigen Rechtsstreit ausarten.

, 10. August 2020 um 18:00
image
  • universitätsspital zürich
  • spital
Nach grossen Streitigkeiten ist es oftmals so: Am Schluss stehen nur Verlierer da. So sieht es nun auch im Fall Francesco Maisano aus. Statt die bislang unbestätigten Vorwürfe gegen den Klinikdirektor der Herzchirurgie am Zürcher Unispital (USZ) rasch und vor allem sorgfältig abzuklären, decken sich die Parteien jetzt mit Anzeigen ein. Nachdem Francesco Maisano lange Zeit geschwiegen hat, prüft er nun, Strafanzeige gegen seinen Arbeitgeber einzureichen. Wegen Verletzung der Fürsorgepflicht und Verleumdung, wie Recherchen von Medinside zeigen.
Mit der Strafanzeige wehrt sich Maisano gegen den Vorwurf der Urkundenfälschung. Das Unispital Zürich wirft ihm vor, er habe während der laufenden Abklärung Daten aus dem Patientensystem nachträglich verändert. Um dies zu klären, hat das USZ letzte Woche reflexartig Strafanzeige eingereicht. Das Unispital geht sogar so weit, dass sie den Klinikdirektor bereits von den Webseiten sowie auch von den Briefköpfen entfernt hat. Ein eindeutiges Signal.

Spitalpräsident verweigert seit Monaten Gespräch 

Die Spitalleitung scheint damit erneut die eigene Weisung zu verletzen, die sie in drohendem Ton Ende Juli an die eigenen Mitarbeitenden richtete. Und erneut wird der «Tages-Anzeiger» mit für Maisano Schädlichem alimentiert. Besonders gravierend: «Professor Maisano kennt die gegen ihn gerichteten Vorwürfe immer noch nicht» sagt sein Sprecher. Und seit Monaten verweigere Spitalpräsident Martin Waser dem Klinikdirektor das Gespräch.
Die Einreichung einer Strafanzeige ist ein weiterer Schritt in Richtung Vorverurteilung. Vergangene Woche wurde der Herzchirurg «vorsorglich» im Amt eingestellt, nachdem er Ende Mai zuerst für zwei Wochen und dann bis auf unbestimmte Zeit beurlaubt wurde. Die Universität Zürich (UZH) klärt derzeit ab, ob es zu wissenschaftlichen Ungenauigkeiten gekommen ist. Nicht mehr und nicht weniger. 

Professoren als Wegwerfmaterial?

Die öffentliche Meinung scheint aber gemacht zu sein. Und diese deckt sich offenbar mit der Meinung der Spitalleitung, die den Anschein erweckt, den Fall nun einfach auszusitzen. Das Unispital selbst äussert sich nicht mehr zur Angelegenheit. Vielleicht hat Professor Adriano Aguzzi vom Zürcher Unispital hier recht, wenn er sich fragt, wer denn an einer Universität arbeiten wolle, die ihre Professoren als Wegwerfmaterial betrachte? Das weitere Vorgehen im Fall Maisano ist jedenfalls vorprogrammiert: Eine juristische Schlammschlacht, deren Ausgang in ein paar Monaten vielleicht gar niemanden mehr so richtig interessieren wird. Der irreversible (Reputations-)Schaden dürfte dann aber bereits angerichtet sein. Und am Schluss stehen eben nur Verlierer da. 
Artikel teilen

Loading

Comment

Mehr zum Thema

image

Die digitalisierte Patient Journey in der Lindenhofgruppe

Die digitale Patient Journey ist in Schweizer Spitälern etabliert. Sie erleichtert Patient:innen die Planung, Vorbereitung und Begleitung rund um den Spitalaufenthalt und entlastet das medizinische Personal – besonders bei psychisch belastenden Situationen im Vorfeld.

image

Hohe Fluktuation ist ein Qualitätskiller

Wenn Ärzte und Pflegepersonal häufig wechseln, leidet die Patientenversorgung, und die Mortalität steigt: Dies besagt eine Datenanalyse aus 148 britischen Kliniken.

image

Innovative Kinderradiologie am Kantonsspital Baden

Das Kantonsspital Baden setzt in seinem Neubau neue Massstäbe in der patientenfreundlichen Versorgung von Kindern und Jugendlichen. Die Kinderradiologie bietet ein breites Spektrum an diagnostischen und therapeutischen Leistungen und arbeitet eng mit anderen Fachbereichen zusammen.

image

Co-Creation im Gesundheitswesen

Zippsafe revolutioniert mit seinen Produkten das Gesundheitswesen. Ein platzsparendes Spindsystem optimiert Personalumkleiden, während ZippBag und ZippScan den Umgang mit Patienteneigentum verbessern. Erfahren Sie, wie die Produkte durch enge Zusammenarbeit mit Schweizer Spitälern entwickelt wurden.

image

Effiziente Desinfektion: Plastikfrei & nachhaltig

Die Bacillol® 30 Sensitive Green Tissues bieten nachhaltige und effektive Desinfektion. Sie bestehen aus 100% plastikfreien Cellulosetücher und reduzieren CO₂-Emissionen um 25% pro Packung. Mit hoher Reissfestigkeit, grosser Reichweite und Hautverträglichkeit sind sie optimal für Hygiene und Umwelt.

image

Wenn die KI sagt, dass es Zeit ist fürs Hospiz

In einem US-Spital läuft ein heikler Test: Ein Künstliche-Intelligenz-Programm eruiert Patienten für Palliative Care.

Vom gleichen Autor

image

Arzthaftung: Bundesgericht weist Millionenklage einer Patientin ab

Bei einer Patientin traten nach einer Darmspiegelung unerwartet schwere Komplikationen auf. Das Bundesgericht stellt nun klar: Die Ärztin aus dem Kanton Aargau kann sich auf die «hypothetische Einwilligung» der Patientin berufen.

image

Studie zeigt geringen Einfluss von Wettbewerb auf chirurgische Ergebnisse

Neue Studie aus den USA wirft Fragen auf: Wettbewerb allein garantiert keine besseren Operationsergebnisse.

image

Warum im Medizinstudium viel Empathie verloren geht

Während der Ausbildung nimmt das Einfühlungsvermögen von angehenden Ärztinnen und Ärzten tendenziell ab: Das besagt eine neue Studie.