FMH: «Ärzte sind schlechtere Verhandler als Manager»

Für Chirurg Thierry Carrel sind die Ärztelöhne im Vergleich zu den Managersalären zu tief. Über die Gründe der Einkommensschere ist eine Debatte entbrannt, in die sich nun auch die FMH einschaltet.

, 10. September 2015 um 15:26
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Kürzlich äusserte sich Thierry Carrel, Chirurg und Klinikdirektor am Inselspital Bern, kritisch zum Lohnniveau der Ärzte. Obwohl es beim Arztberuf immer um Leben oder Tod gehe, falle das Salär - in seinem Fall rund 600'000 Franken - bedeutend geringer als bei Top-Bankern oder Managern aus. «Ich stelle mir immer wieder die Frage, ob die eine Arbeit tatsächlich so viel mehr wert sein kann als die andere», sagte Carrel in der «Schweizer Illustrierten»
Wirtschaftsberaterin Sonja A. Buholzer erklärte die Einkommensschere daraufhin so: «Das Angebot an jungen, hervorragend ausgebildeten Ärzten und Fachärzten, auch aus dem Ausland, ist anspruchsvoll. Das generiert Wettbewerb und senkt das Lohnniveau. Die Zahl exzellenter Wirtschaftsführer hingegen ist noch immer klein und exklusiv.»

«Einkommen haben sich halbiert»

Für den Ärzteverband FMH ist diese Erklärung ein Hohn. Christoph Bosshard, Mitglied im Zentralvorstand, sagt gegenüber der Zeitung «Blick»: «Die durchschnittlichen Ärzteeinkommen haben sich im Vergleich mit anderen Berufsklassen in den vergangenen 30 Jahren halbiert». 
Bosshard bezieht sich dabei auf die von der FMH publizierten Einkommensstudien. Als Grund für die Entwicklung vermutet er, dass «Ärztinnen und Ärzte mitunter in Einkommensfragen schlechtere Verhandler sind als Wirtschaftsmanager». Angesichts des Ärztemangels geht Bosshard nicht von der Hypothese aus, dass zu viele Ärzte die Löhne drücken.


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