Im Fall des Chefarzt der Angiologie am Kantonsspital Aarau (KSA), welcher mehr als 500 Behandlungen auf seinen Namen abrechnete, obwohl er die Leistungen nicht selbst erbracht hatte, hat die «Aargauer Zeitung» weitere Details recherchiert. Gemäss dem Artikel hatte der Arzt ein eigenes Leistungserfassungssystem. In dieses trugen die dem Chefarzt unterstellten Ärzte ihre Behandlungen ein; der Chef übertrug diese anschliessend in das offizielle Abrechnungssystem des Spitals. Dabei hat er von seinen Untergebenen erbrachte Leistungen offenbar auf seinen Namen eingetragen, wie die AZ weiter schreibt.
Auf Anfrage bestätigt das Kantonsspital die Existenz eines solchen Leistungserfassungssystem. Das der Arzt ein solches unterhalte, sei kein Problem. Schliesslich sei die Kontrolle der Leistungserfassung des gesamten Teams Aufgabe des Chefarztes. Dass der Arzt damit Zahlungen absichtlich und systematisch falsch erfasst habe, könne nicht bestätigt werden.
Aufgefallen waren die Fehlbuchungen durch einen externen Revisionsbericht der Firma AWB Aarau. «Die Häufigkeit der festgestellten Abweichungen deutet auf einen systematischen Vorgang hin», so das Fazit der Wirtschaftsprüfer. Anders ausgedrückt: Es handelt sich bei den falschen Abrechnungen also nicht um vereinzelte Fälle ohne Muster. Beim Kantonsspital sieht man das anders. CEO Robert Rhiner sagte vorletzte Woche gegenüber der «Schweiz am Wochenende»: «Es geht hier nicht um Manipulation oder Betrug. Vielmehr handelt es sich um interne Buchungsfehler.» Das Lohnsystem sei sehr komplex und sei in den letzten Jahren mehrfach ausgetauscht worden. «Es ist nicht möglich, dass ein Chefarzt eine Rechnung manipuliert», so der CEO des Kantonsspitals Aarau. Aber es komme vor, dass man eine Leistung intern dem falschen Konto zurechne.