Chemo: Diese Kappe soll Haarausfall verhindern

Eine spezielle Kappe, die die Kopfhaut während der Behandlung von Brustkrebspatientinnen abkühlt, steht kurz vor der grossen Vermarktung in den USA.

, 9. Dezember 2015 um 10:00
image
  • trends
  • chemotherapie
  • usa
  • onkologie
Die schwedische Firma Dignitana will mit einer Innovation verhindern, dass Brustkrebspatientinnen während einer Chemotherapie ihre Haare verlieren.
Nun hat die US-Zulassungsbehörde FDA die Bewilligung für das Verfahren erteilt. Dies schreibt Dignitana in einer Mitteilung.
Die Behandlung mit der «DigniCap» – so heisst die Kappe – ist nicht neu. Seit einigen Monaten sind ähnliche Produkte auf dem Markt, etwa das System der japanischen Medizinaltech-Firma Sysmex.
Das sind die wichtigsten Fakten «zu DigniCap»:

  • Durch die Kühlung auf rund 4 Grad (!) wird die Aufnahme der Chemotherapie lokal verringert und deren  unerwünschte Aktivität an den Haarfollikeln reduziert.

  • Klinische Studien zeigen: Rund zwei Drittel der Frühphasen-Brustkrebs-Patientinnen haben mit «DigniCap» weniger als die Hälfte ihrer Haare verloren. Patientinnen mit Chemo ohne «DigniCap» haben mehr als die Hälfte ihrer Haare verloren. 
  • Ein Behandlungszyklus kostet wahrscheinlich 1’500 bis 3’000 Franken. Die Gesamtkosten hängen davon ab, wie oft die Kappe während der Chemotherapie verwendet wird.
  • Wann die Kappe flächendeckend verfügbar ist, bleibt unklar. Dignitana sei in Verhandlungen mit grossen Krankenhäusern in den USA. 
  • Das Gerät wurde bei Patienten mit Brustkrebs getestet. Auf Grund der Datenlage hat die FDA deshalb die Verwendung nur für diese Art von Krebs genehmigt,
  • «DigniCap» kann nicht auf Blut basierenden Krebsarten wie Myelom, Leukämie oder Lymphomen eingesetzt werden. Es besteht ein hohes Risiko, dass die Krebszellen in den Blutgefässen der Kopfhaut durch die Kälte abgeschirmt werden könnten, heisst es. 
In der Schweiz wird ein ähnliches Verfahren bereits eingesetzt. Seit Ende 2014 verwendet zum Beispiel das Onkologie-Zentrum des Spitals Männedorf ein solches System. «Der Einsatz eignet sich bei einer medikamentösen Therapie gegen bösartige, solide Tumore, etwa bei Darm-, Lungen-oder Brustkrebs», schrieb das Spital dazu vor einem Jahr. Die ersten Erfahrungen am Onkologie Zentrum zeigten eine gute Verträglichkeit und eine hohe Akzeptanz bei den Patientinnen und Patienten.
Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image

Das Medikament aus dem Kleiderschrank

Empa-Forschende haben Textilfasern entwickelt, die gezielt Heilmittel abgeben können.

image

Kritik am neuen Prostata-Test

Durchbruch in der Prostatakrebsprävention oder vor allem Marketing? Urologen sehen den neuen Stockholm 3-Test kritisch.

image

Studie: Unser Gesundheitswesen ist eine CO2-Schleuder

Der Gesundheitssektor verursacht fast 7 Prozent der Schweizer Treibhausgas-Emissionen. Im internationalen Vergleich steht die hiesige Branche nicht allzu sauber da.

image

Schwieriges Jahr für Regio 144

Weniger Einsätze und ein Minus von 114'228 Franken. Und eine Veränderung im Verwaltungsrat.

image

Migros kippt Hörgeräte und Brillen aus dem Angebot

Nach nur vier Jahren verkauft die Migros ihre Misenso-Filialen. Hörgeräte und Brillen sind der Migros medizinisch zu spezialisiert.

image

Das «Time Magazine» ehrt noch einen Schweizer

Fidel Strub verlor seine rechte Gesichtshälfte an die Tropenkrankheit Noma. Seit Jahren kämpft er für deren Erforschung.

Vom gleichen Autor

image

Arzthaftung: Bundesgericht weist Millionenklage einer Patientin ab

Bei einer Patientin traten nach einer Darmspiegelung unerwartet schwere Komplikationen auf. Das Bundesgericht stellt nun klar: Die Ärztin aus dem Kanton Aargau kann sich auf die «hypothetische Einwilligung» der Patientin berufen.

image

Studie zeigt geringen Einfluss von Wettbewerb auf chirurgische Ergebnisse

Neue Studie aus den USA wirft Fragen auf: Wettbewerb allein garantiert keine besseren Operationsergebnisse.

image

Warum im Medizinstudium viel Empathie verloren geht

Während der Ausbildung nimmt das Einfühlungsvermögen von angehenden Ärztinnen und Ärzten tendenziell ab: Das besagt eine neue Studie.