Betrüger nützte Vertrauen der Spitäler schamlos aus

Ein Mann gab Herzbeschwerden vor und konnte so mehrmals in Privatabteilungen von Schweizer Spitälern übernachten. Dort liess er es sich gutgehen, obwohl er gar keine Versicherung hatte.

, 29. Mai 2019 um 06:25
image
  • spital
  • gericht
In Schweizer Spitälern hat die Gesundheit und die bestmögliche Behandlung der Patienten oberste Priorität. In Notfällen ist es selbstverständlich: Zuerst wird der Patient versorgt. Der Versicherungsstatus wird erst später überprüft.
Das nützte ein Betrüger schamlos aus, wie der «Blick» berichtete. Ein 58-Jähriger liess es sich als Notfallpatient auf der Privatabteilung verschiedener Spitäler gutgehen, ohne dass er eine private Krankenversicherung hatte.

Er täuschte Herzprobleme vor

Wie ihm das gelang? Er lieferte sich eigenmächtig als Patient mit Herzproblemen in 15 Schweizer Spitäler ein. Dabei deklarierte er sich als Privatpatient, um von den Annehmlichkeiten der Erstklass-Abteilungen zu profitieren.
Laut «Blick» hat er in den Spitälern für insgesamt 100 000 Franken genächtigt. So meldete sich der obdachlose und schwer verschuldete Betrüger mit seinen angeblichen Herzproblemen zum Beispiel im März 2018 im Stadtspital Waid und blieb dort 13 Nächte.

Spital liess sich täuschen: Der Versicherungsantrag sei eingereicht

Auch im Zürcher Triemli-Spital logierte er drei Tage als Privatpatient. Schamlos nutzte er das Vertrauen der Spitäler aus: So erfuhr das Waid-Spital offenbar schon am zweiten Tag, dass der Patient gar nicht privatversichert war. Doch weil der Betrüger behauptete, er habe einen entsprechenden Antrag eingereicht, glaubten ihm die Verantwortlichen und liessen ihn auf der Privatabteilung.
Auch das Zuger Kantonsspital wählte er für seine Übernachtungen aus. Das Zürcher Bezirksgericht verurteilte den geständigen Betrüger zu drei Jahren Gefängnis. Die Strafe fiel so hoch aus, weil er schon mehrmals als Betrüger vor Gericht gestanden ist. Er hatte bereits Wohnungsvermieter und auch Prostituierte um ihr Geld geprellt.
Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image

So will das Kantonsspital Graubünden Gewaltopfern helfen

Das Kantonsspital Graubünden in Chur betreibt neu die Sprechstunde «Forensic Nursing». Das Angebot ist das erste dieser Art in der Deutschschweiz.

image

Kantonsspital Winterthur lässt Gender-Leitfaden nun doch fallen

Das Kantonsspital Winterthur zieht die gendergerechte Sprachempfehlung zurück. Der Druck ist wohl zu gross geworden.

image

Christian Britschgi wechselt als Chefarzt nach Winterthur

Christian Britschgi leitet künftig die medizinische Onkologie und Hämatologie im Kantonsspital Winterthur.

image

Zwei der grössten Psychiatrie-Kliniken wollen fusionieren

In Bern bahnt sich eine Elefantenhochzeit an: Die zwei eh schon grössten Kliniken wollen sich zu einer vereinigen.

image

Mobbing-Streit in Solothurn droht zu eskalieren

Seit Monaten schwelt bei den Solothurner Spitälern ein Konflikt. Nun erhebt auch der Berufsverband schwere Vorwürfe und droht sogar mit Klage.

image

Barbara Nietlispach wird Chefärztin im Wallis

Die Klinik Frau–Kind des Spitalzentrums Oberwallis (SZO) stellt sich neu auf und geht eine neue Kooperation ein.

Vom gleichen Autor

image

Die Hausärzte im Kanton Bern rebellieren

Eine Gruppe von Ärztinnen und Ärzten aus dem Emmental und Oberaargau lehnt sich gegen den Ärztemangel auf.

image

Ein wegweisendes Urteil für Krankenversicherer: Bahn haftet

Eine Krankenkasse kann von einem Bahnunternehmen die Heilungskosten zurückverlangen, wenn ein Fahrgast unverschuldet gestürzt ist.

image

Der Fehltritt einer KPT-Firma: Vermittler hinterging Neukunden

Die neue Vermittlungsfirma der KPT-Krankenkasse nutzte unlautere Methoden, um neue Versicherte zu gewinnen.