AGZ: Offener Brief gegen das Praxissterben

Die Ärztin Vera Stucki-Häusler fordert im Namen der Ärztegesellschaft für den Kanton Zürich (AGZ) einen «fairen» Taxpunktwert für ambulant tätige Mediziner. Dabei setzt sie auf die Hilfe der Bevölkerung.

, 30. August 2016 um 13:00
image
«Die tragenden Säulen unserer Leistungen werden über das aktuell geltende TARMED-System zu wenig gewichtet», schreibt die Zürcher Ärztin Vera Stucki-Häusler in einem offenen Brief an die Zürcher Bevölkerung, «wir können uns zunehmend nicht mehr an erster Stelle um das Wohl unserer Patienten kümmern». 
Auf dem auf der Website Ärzte für Zürich publizierten Aufruf können sich die «sehr geehrten Einwohnerinnen und Einwohner des Kantons Zürich» mit ihrer Unterschrift für die ambulante Medizin einsetzen. Ziel ist es, mindestens 500 Unterschriften zu sammeln. Damit sollen Krankenkassen und Politiker aufgefordert werden, Beratung und Gespräch als zentraler Teil der ärztlichen Versorgung zu anerkennen.

«Besorgniserregende Zustände»

Hintergrund der Aktion ist, dass sich ambulant tätige Ärzte mit steigenden administrativen Anforderungen und finanziellen Belastungen konfrontiert sehen, die neben der eigentlichen Patientenbetreuung viel Zeit brauchen. «Die TARMED-Tarifgestaltung berücksichtigt diese Entwicklung bisher jedoch nicht», schreibt Josef Widler, Präsident der Ärztegesellschaft des Kantons Zürich (AGZ) in einer Mitteilung. «Dadurch wird es immer schwieriger, eine qualitativ hochstehende ambulante medizinische Versorgung sicherzustellen». 
Als Folge davon entscheiden sich immer weniger Ärzte für eine ambulante Tätigkeit, wodurch der Ärztemangel sich besonders in ländlichen Regionen verschärfe. Widler bezeichnet die Zustände für die betroffenen Ärzte als «besorgniserregend»: Sie befürchteten, längerfristig nicht mehr in der Lage zu sein, eine sorgfältige Patientenbetreuung und Diagnostik garantieren zu können. 
Die S vertritt die Interessen von rund 5'700 diplomierten Ärztinnen und Ärzten im Kanton Zürich. 
Artikel teilen

Loading

Comment

Mehr zum Thema

image

Zürich: Verbände fordern Lohn-«Nachholrunde»

Die vier kantonalen Spitäler sollen ihren Rückstand mit dem Teuerungsausgleich 2026 wettmachen. Gefordert sind Lohnerhöhungen zwischen 1,8 und 2,4 Prozent.

image

So können Ärzte und Ärztinnen Medical Gaslighting verhindern

Medizinische Fachkräfte sollten sich immer wieder fragen: Nehme ich meine Patientinnen genug ernst? Sonst droht Medical Gaslighting.

image

Löhne: Gesundheitsbranche erwartet für 2026 nur ein kleines Plus

Die UBS prognostiziert einen durchschnittlichen Lohnanstieg von 1 Prozent. Damit dürfte das Gesundheitswesen im Mittelfeld liegen – nach einem ebenfalls verhaltenen Jahr 2025.

image

Der Mangel an selbständigen Ärzten wird sich nicht bessern

Eine Befragung – auch von Medizinstudenten – zeigt, dass ein unnötiger Flaschenhals bei der Organisation der Praktikumsplätze besteht.

image

Pharmagelder 2024: Zuwendungen an Schweizer Ärzte steigen leicht

2024 erhielten Ärzte, Spitäler und Fachgesellschaften zusammen 262 Millionen Franken – 16 Millionen mehr als im Jahr davor.

image

Temporärarbeit in der Pflege: (K)ein Problem!

«Zu teuer, zu flexibel, zu problematisch?» Die Kritik an Temporärarbeit reisst nicht ab. Doch David Paulou, Direktor der grössten Schweizer Personalberatung im Gesundheitswesen, hält dagegen – mit Fakten, die das gängige Bild infrage stellen.

Vom gleichen Autor

image

Pflege: Zu wenig Zeit für Patienten, zu viele Überstunden

Eine Umfrage des Pflegeberufsverbands SBK legt Schwachpunkte im Pflegealltag offen, die auch Risiken für die Patientensicherheit bergen.

image

Spital Frutigen: Personeller Aderlass in der Gynäkologie

Gleich zwei leitende Gynäkologen verlassen nach kurzer Zeit das Spital.

image

Spitalfinanzierung erhält gute Noten

Der Bundesrat zieht eine positive Bilanz der neuen Spitalfinanzierung. «Ein paar Schwachstellen» hat er dennoch ausgemacht.