Ärzte verlangen Wiedereinstellung von Chefärztin Bächli

Die abrupte Absetzung von Esther Bächli am Spital Uster sorgt weiterhin für Diskussionen. Eine Wiedereinstellung der Chefärztin dürfte aber kaum möglich sein.

, 25. August 2020 um 12:49
image
  • spital uster
  • spital
  • esther bächli
Die Solidarität nach der Entlassung von Esther Bächli am Spital Uster reisst nicht ab. Nachdem bereits vergangene Woche Dutzende Ärztinnen und Ärzte sich in einem offenen Brief für die abgesetzte Chefärztin stark machten, fordern ehemalige Ärzte der Medizinischen Klinik des Spitals nun die Wiedereinstellung von Esther Bächli (siehe Brief unten).
In einem Schreiben bezeichnen die Mediziner die Kündigung der langjährigen Departementsleiterin als «nicht zufriedenstellend begründet» und kritisieren die «unwürdige Art». Esther Bächli wurde vergangene Woche nach 15 Jahren Tätigkeit im Spital Uster mit sofortiger Freistellung entlassen. Der Grund: Differenzen über die strategische Ausrichtung. 

Viele Ärzte können den Entscheid nicht nachvollziehen

In dem Brief kritisieren die Ärztinnen und Ärzte zudem «die fehlende Weitsicht bezüglich der Folgen und die augenscheinlich groteske Unterschätzung der Gesamtleistung von Bächli». Dies werfe Fragen bezüglich «Kompetenz und Führungseignung des Verwaltungsrates auf.»
Der Entscheid schwäche ferner die Medizinische Klinik und das Spital als Gesundheitsversorger und als Ausbildungsstätte. Die Entlassung der ehemaligen Präsidentin der Chefärztevereinigung «Allgemeine Innere Medizin» und Vorstandsmitglied der Schweizerischen Gesellschaft Internistischer Chef- und Kaderärzte führe zur «Destabilisierung» der Klinik und habe das Potential weitere personelle Verluste zu provozieren. 
Die Ärztinnen und Ärzte stellen sich im Brief darüber hinaus die Frage, ob hier «eine starke Persönlichkeit in schwierigen Zeiten als unliebsam empfunden wurde». Sie mutmassen, ob persönliche Interessen und Befindlichkeiten von Einzelpersonen über das Wohl des Spitals, der Patientenversorgung und der Ausbildung gestellt wurden.

Spital nennt keine Details zum Entscheid

Dem Personalentscheid sei ein längerer Prozess vorangegangen, teilt das Spital auf Anfrage mit. Die Vorstellungen von Esther Bächli über die Ausrichtung des Departements liessen sich mit den strategischen Zielen des Spitals Uster nicht in Einklang bringen. Dadurch sei das Vertrauensverhältnis gestört worden, eine Zusammenarbeit nicht mehr gewährleistet. 
Doch um was ging es genau? Gab es zwischenmenschliche Probleme, unüberwindbare Zielkonflikte zwischen Ökonomie und Medizin oder drehten sich die Differenzen um den Aufbau der Intensivstation? Die genauen Details nennt das Spital aus rechtlichen Gründen nicht. 

Nachfolgelösung kurz vor Abschluss

Der Verwaltungsrat sei aber mit allen Mitgliedern der Spitalleitung im engen Austausch, um die gewärtige Situation des Spitals gemeinsam meistern zu können, teilt das Spital weiter mit. Man habe derzeit aber keine Anzeichen für weitere unmittelbare Abgänge. Und eine interimistische Nachfolgelösung für die entlassene Chefärztin Innere Medizin stehe kurz vor dem Abschluss. 
Artikel teilen

Loading

Comment

Mehr zum Thema

image

Sparprogramme reichen nicht: Das Spitaljahr im Check

Kooperationen, weniger Angebote, effizientere Abläufe, Schliessungen, Nullrunden bei den Löhnen: Die öffentlichen Akutspitäler haben viel getan, um die Finanznot zu bekämpfen. Fazit: So geht es trotzdem nicht weiter.

image

Spitäler 2025 und 2026: Bessere Margen – aber grosse Tarif-Fragezeichen

Die Finanzchefs der Schweizer Spitäler erwarten fürs Erste eine etwas bessere Rentabilität. Zugleich sorgt das neue Tarifsystem für Unsicherheit. Die Erwartungen reichen von Mehreinnahmen bis zu spürbaren Einbussen.

image

Die 10-Prozent-Illusion der Schweizer Spitäler

Eine Betriebsrendite von zehn Prozent galt lange als Überlebensregel für Akutspitäler. Womöglich ist dieser Richtwert inzwischen zu tief. Die Beratungsfirma PwC fordert mehr Effizienz – die Spitäler höhere Tarife.

image

Ärzte des Spitals Uster betreuen Heim

Ab 2026 übernimmt die Akutgeriatrie des Spitals Uster die ärztliche Versorgung am Standort «Im Grund» der Heime Uster.

image

Spitalhygiene: Geschlechtsneutrale WCs bergen ein Risiko

In schottischen Krankenhäusern wurden Damen-, Herren- und Unisex-Toiletten auf Keime geprüft. Heraus kamen drastische Unterschiede.

image

Eine Zusammenarbeit, vernetzt wie das Gefässsystem

Wie in den meisten anderen medizinischen Fachbereichen setzt das Spital Lachen auch in seinem Gefässzentrum auf eine enge interdisziplinäre Zusammenarbeit. Sie garantiert den Patientinnen und Patienten eine professionelle und ganzheitliche Diagnostik, Behandlung und Nachbehandlung.

Vom gleichen Autor

image

Arzthaftung: Bundesgericht weist Millionenklage einer Patientin ab

Bei einer Patientin traten nach einer Darmspiegelung unerwartet schwere Komplikationen auf. Das Bundesgericht stellt nun klar: Die Ärztin aus dem Kanton Aargau kann sich auf die «hypothetische Einwilligung» der Patientin berufen.

image

Studie zeigt geringen Einfluss von Wettbewerb auf chirurgische Ergebnisse

Neue Studie aus den USA wirft Fragen auf: Wettbewerb allein garantiert keine besseren Operationsergebnisse.

image

Warum im Medizinstudium viel Empathie verloren geht

Während der Ausbildung nimmt das Einfühlungsvermögen von angehenden Ärztinnen und Ärzten tendenziell ab: Das besagt eine neue Studie.