Mit der Herzchirurgie klotzen

Der geplante Ausbau der Herzchirurgie in St. Gallen sorgt für Unmut.

, 15. Dezember 2023 um 07:24
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Das Kantonsspital St. Gallen plant eine Allianz in der Herzchirurgie, um in den Genuss eines Leistungsauftrags zu kommen. | Bild: PD
Leistungsaufträge wären ein probates Mittel zur Steuerung der Spitalplanung. Doch was machen Spitäler, um die geforderten Mindestfallzahlen zu erfüllen und damit den Leistungsauftrag zu erhalten? Sie kooperieren.
Wie hier berichtet, kooperiert etwa das Spital Uster mit der Hirslanden Klinik Zürich bei Krebspatienten, die am Enddarm operiert werden müssen.
Ein weiteres Beispiel liefert das Kantonsspital St. Gallen, das in der Herzchirurgie einen Leistungsauftrag anstrebt und zu diesem Zweck mit dem Zürcher Unispital (USZ) und dem Stadtspital Zürich kooperieren will, wie Medinside hier berichtet hat.
Die drei Spitäler planen den Auf- und Ausbau einer gemeinsamen Allianz in der Herzchirurgie, um für die Kantone St. Gallen und die Appenzeller Halbkantone den Leistungsauftrag zu bekommen.

Hier sparen, dort klotzen

Das kommt aber nicht bei allen gut an, wie das «St. Galler Tagblatt» in der aktuellen Ausgabe schreibt: «Beim Personal sparen, bei Prestigeobjekten klotzen, das Personal auspressen, mit der Herzchirurgie protzen», fasst das Blatt Reaktionen zusammen.
Was die Spitalverantwortlichen als gute Nachricht verstanden, habe in der Bevölkerung weiteres Unverständnis und weiteren Ärger ausgelöst.
Im Kantonsparlament wurden Grüne und SPV mit Vorstössen aktiv. Sie wollten wissen, weshalb die Herzchirurgie ausgerechnet dann ausgebaut werden soll, wenn sich das Kantonsspital finanziell angeschlagen ist.

Immense Kosten

«Die Kosten für eine spezialisierte Herzchirurgie sind immens hoch und bergen bei ungenügender Auslastung grosse finanzielle Risiken», schreiben die Grünen. In der Schweiz gebe es heute 17 hochspezialisierte Herzchirurgien, die bereits wegen eines Überangebots in einem harten Konkurrenzkampf stünden.
Die Frage ist natürlich, was der Ausbau kostet. Das «Tagblatt» zitiert den Verwaltungsratspräsidenten der St. Galler Spitäler, Stefan Kuhn. Im Herbst erklärte er auf Anfrage: «Wir bauen keine eigene Herzchirurgie auf.» Es handle sich bloss um eine spital-und kantonsübergreifende Zusammenarbeit. Die Infrastruktur bestehe. Man benötige keine zusätzlichen Investitionen.
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