KSSG: Es rumort weiter in der Pflege

Erneut gehen Pflegefachleute an die Öffentlichkeit und berichten von Abgängen. Das Kantonsspital St. Gallen relativiert.

, 16. Juni 2024 um 22:18
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Protestaktion gegen die Streichung von 440 Stellen bei den St. Galler Spitalverbunden, Oktober 2023 | Bild: Unia
Im Herbst gab das Kantonsspital St. Gallen bekannt, dass mehrere hundert Stellen abgebaut werden – und dass dies auch die Pflege trifft. Dies weckte umgehend Widerstand, der sich in Protestaktionen und in Leserbriefen äusserte. Mehrfach legten KSSG-Pflegefachleute in den Medien dar, dass der Arbeitsdruck zu hoch sei oder dass reihenweise Personal abspringe.
Ende Mai trat obendrein die KSSG-Leiterin des Departements Pflege und therapeutische Dienste, Barbara Giger-Hauser, nach drei Jahren im Amt per sofort zurück – «wegen unterschiedlicher Auffassungen über die Bewältigung der aktuellen und künftigen strategischen Herausforderungen».

Im üblichen oder im unüblichen Rahmen?

Mehrere Beiträge im «Tagblatt» sowie anderen Ostschweizer Medien weckten übers Wochenende den Eindruck, dass nun definitiv ein Exodus angelaufen sei. Wie das «Tagblatt» in St. Gallen recherchierte, verliessen von Januar bis Ende Mai 166 Pflegemitarbeitende das Kantonsspital. 98 Angestellte des Departements Pflege und therapeutische Dienste kündigten von sich aus; hinzu kamen 37 anders gelagerte Abgänge (etwa Pensionierungen) sowie 31 Kündigungen im Rahmen des erwähnten Abbauprogramms.
Laut den «Tagblatt»-Informationen werden bis Ende August 97 weitere Pflegemitarbeitende das Kantonsspital verlassen – was die Zahl auf 195 freiwillige Abgänge in der Pflege bringen dürfte. Dies bei insgesamt 2000 Personen im Bereich Pflege und therapeutische Dienste.
Ein Sprecher des KSSG ordnete die Zahl allerdings ein: Die Entwicklung verlaufe etwa im üblichen Rahmen – so hätten im Vorjahr im gleichen Zeitraum 181 Pflegekräfte gekündigt und das Spital verlassen.

Fluktuation: 13 Prozent in der Pflege

Im April hatte eine Vertreterin des SBK auf Medinside bezweifelt, dass die Entwicklung in St. Gallen noch im normalen Rahmen sei: «Aus meiner Perspektive zeigt sich eine andere Situation», so Nicole Rüegg von der Ostschweizer SBK-Sektion damals: Der Berufsverband erhalte laufend Rückmeldungen von Mitgliedern, die gekündigt haben, einige auch in leitenden Positionen. «Auch wir sind sehr besorgt, wie es weitergeht im KSSG.»
Das KSSG wiederum erläuterte, dass sich die Entwicklung im üblichen Rahmen bewegt: «Die Anzahl der freiwilligen Abgänge ist über das ganze Unternehmen gesehen aber bisher stabil geblieben. So kündigen am KSSG jeden Monat durchschnittlich um die 50 Mitarbeiterinnen/Mitarbeiter ihre Stelle, was einer Fluktuation von rund 10 bis 11 Prozent entspricht», so die Stelle damals. «Dieser langjährige Durchschnittswert – in der Pflege liegt er bei 13 Prozent – hat sich bis heute kaum verändert. Punktuell kann aber jederzeit ein Departement oder eine Station vorübergehend mehr von Kündigungen und damit einhergehend von einem personellen Engpass betroffen sein als andere.»
  • Personal: Die Eigernordwand kommt erst noch. In der Personaldecke klaffen erste Löcher – und jetzt verstärken sich die Probleme gegenseitig.

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