Weniger Umsatz mit neuen Medikamenten - dafür mehr mit Generika

Der Generika-Umsatz in der Schweiz knackte 2024 mit 1,05 Milliarden Franken erstmals die Milliarden-Grenze.

, 5. Februar 2025 um 12:30
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Der Medikamentenmarkt in der Schweiz wächst weiter, aber weniger schnell als zuvor. | Lummi
7,7 Milliarden Franken Umsatz machten die Pharmafirmen letztes Jahr. Das sind 3,5 Prozent mehr als im Vorjahr, als der Umsatz 7,4 Milliarden betrug. Interpharma, der Verband der forschenden Pharmaunternehmen der Schweiz, spricht von einem «gedämpften» Wachstum, weil die Zunahme letztes Jahr noch fast 5 Prozent betrug.
Der Verband stellt fest, dass die Medikamentenpreise sinken und sich die Verkäufe weg von Originalpräparaten hin zu Generika und Biosimilars verlagern. Ausserdem würden die «institutionalisierten Preissenkungen des Bundes von rund 1,5 Milliarden Franken» greifen.
Die von Iqvia erhobenen Daten zeigen, dass der Generika-Umsatz 2024 erstmals über die Milliarden-Grenze stieg, nämlich auf 1,05 Milliarden Franken.

Generika-Anteil: 69 Prozent

Der Generika-Anteil an den Medikamenten sei zwar schon in den letzten Jahren stark gewachsen. Doch nun gab es einen massiven Zuwachs von 12,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Der Generika-Anteil steigt damit auf ein Rekordhoch von 69 Prozent. Das heisst, dass in 69 von 100 Fällen, in denen ein Generikum vorhanden ist, auch eine entsprechende Packung abgegeben wird.
Auch die Biosimilars haben mit einem Plus von fast 30 Prozent massiv zugelegt und erreichten 2024 einen Umsatz von 224,2 Millionen Franken. Biosimilars und ihre Referenzprodukte haben im kassenpflichtigen Bereich 2024 einen wertmässigen Anteil von 6,3 Prozent.

Weniger Originale ...

Das Wachstum bei Generika und Biosimilars ging insbesondere auf Kosten der Originale. Der Umsatz mit den originalen chemischen Arzneimitteln ging um 14 Prozent zurück, jener mit Biologika um 35 Prozent.

... und weniger neue Medikamente

Nur sehr schwach oder gar nicht zum Umsatz trugen neue Arzneimittel-Therapien bei, etwa gegen Krebs (plus 3,7 Prozent) und gegen Autoimmunerkrankungen (-1.5 %) sowie Antivirale Mittel (plus 0,4 Prozent).
Den Grund dafür sieht Interpharma bei zusätzlichen Preissenkungen aufgrund von Patentabläufen, befristeten Aufnahmen auf die Spezialitätenliste, neu eingereichten Indikationen oder bestimmten Auflagen vom Bundesamt für Gesundheit.
Ernst Niemack, Geschäftsführer der Vereinigung Pharmafirmen in der Schweiz, kritisierte laut einer Mitteilung die Behörden und Politiker: «Die meisten Massnahmen zielen auf die Ausgaben für Medikamente, ohne ihren Nutzen zu diskutieren – obwohl der Anteil der Arzneimittel an den Gesundheitskosten seit Jahren stabil bei rund 12 Prozent liegt.»
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