Thurgauer Spitäler sind wieder die Musterschülerinnen

27 Millionen Franken Gewinn und eine Ebitda-Marge über zehn Prozent: Die Thurmed-Gruppe ist erfolgreich – und erklärt, wie sie das macht.

, 2. April 2025 um 07:29
image
Die vier Standorte des Spitals Thurgau: Das Kantonsspital Frauenfeld (oben links), das Kantonsspital Münsterlingen (oben rechts), die Klinik St. Katharinental in Diessenhofen (unten links) und die Psychiatrischen Dienste Thurgau in Münsterlingen. | PD
Nach einem kleinen Taucher im letzten Jahr kann die Thurgauer Spitalgruppe Thurmed wieder mit glänzenden Zahlen aufwarten: 27 Millionen Franken Gewinn und eine Ebitda-Marge von 10,7 Prozent vermelden die Verantwortlichen.
Letztes Jahr musste sich das Unternehmen mit einer Ebitda-Marge von 8,5 Prozent zufrieden geben – womit es allerdings damals schon klar besser dastand als vergleichbare Spitäler.
Die Thurmed-Gruppe unter CEO Rolf Zehnder verzeichnet laut der Mitteilung eine hohe Patientenzufriedenheit. Das und die gute Finanzlage verdanke sie «dem engagierten Einsatz ihrer Mitarbeitenden und Kaderpersonen sowie einer effizienten, privatrechtlichen Unternehmensstruktur».
Aber woran lag es wirklich? Ein wesentlicher Treiber für die positive Entwicklung des Spitals Thurgau sei eine gezielte Ressourcensteuerung gewesen, schreibt das Unternehmen.
Die ambulanten Leistungen stiegen um 7 Prozent, die Zahl der stationären Patienten sank dagegen um 1 Prozent. Gleichzeitig erhöhte sich der Schweregrad der stationär behandelten Patientinnen und Patienten um gut 2 Prozent. Die gestiegenen Leistungen seien mit 60 zusätzlichen Vollzeitstellen erbracht worden, was einem Plus von 1,7 Prozent entspricht.
Dabei wurde wiederum die Zahl der Temporär-Angestellten klar reduziert. So dass sich die Personalkosten am Ende vergleichsweise moderat um 2,1 Prozent erhöhten – dies «trotz einer überdurchschnittlichen Lohnerhöhung von insgesamt 1,5 Prozent».
  • Was macht einen guten Spital-Verwaltungsrat aus? Keine Politik – und kein Arzt aus dem Unternehmen! Dies sagt der Thurgauer Regierungsrat Urs Martin. Und der ist immerhin Oberchef der momentan erfolgreichsten Kantonsspital-Gruppe.
Schon im Vorjahr, als viele Kantone ihre Spitäler finanziell unterstützen mussten, hatte die Thurmed rund 2 Millionen Franken Steuern und 1,5 Millionen Franken Dividenden an den Kanton bezahlt.
Für das Jahr 2024 wird die Thurmed-Gruppe voraussichtlich rund 4 Millionen Franken Steuern bezahlen und 5 Millionen Franken Dividenden ausschütten.

«Vorbildliche Trennung» zwischen Kanton und Spital

Das Spital Thurgau war vor 25 Jahren die erste privatrechtliche Spital-Aktiengesellschaft im Besitz der öffentlichen Hand. Die Verantwortlichen betonen die vorbildliche Trennung zwischen den Rollen des Kantons als Eigentümer und Regulator einerseits und den strategischen und operativen Organen der Thurmed-Gruppe mit dem Verwaltungsrat und der Geschäftsleitung andererseits.
Der Regierungsrat lege ausschliesslich die Eigentümerstrategie fest und prüfe deren Einhaltung – ansonsten übe der Kanton keinen Einfluss aus. Dies sei die Basis für das nachhaltig gute, wirtschaftliche Resultat der Thurmed-Gruppe.
Die Thurmed-Gruppe hat Anfang 2024 die Pathologie Enge und Anfang 2025 die defizitäre Wäscherei Bodensee verkauft.

  • thurmed gruppe
  • spital thurgau
  • akut
Artikel teilen

Loading

Kommentar

Mehr zum Thema

image

Sechs Prozent der Spitalpatienten kehren ungeplant zurück

In der Schweiz wurden zuletzt 6,1 Prozent der Patienten kurz nach einem Spitalaustritt erneut hospitalisiert. Im kardiorespiratorischen Bereich könnte sich ein leichter Abwärtstrend andeuten.

image

CHUV: Solange Peters übernimmt die Leitung des Departements für Onkologie

Die Spezialistin für Thoraxtumoren ist auch Trägerin der höchsten internationalen Auszeichnung für Lungenonkologie.

image

Kanton Luzern prescht vor: Mehr Operationen nur noch ambulant

Ambulant vor stationär: Den Luzernern geht die schweizweit gültige AVOS-Liste zu wenig weit. Er nimmt deshalb selber weitere Eingriffe auf.

image

Drei bis vier Spitalketten für die Schweiz – wie bei Migros, Coop, Lidl

Während in Bern über eine nationale Spitalplanung diskutiert wird, schlägt Thurmed-Chef Rolf Zehnder einen anderen Weg vor: Die Spitäler sollen sich zu einigen grossen Konglomeraten zusammenschliessen.

image

Schaffhauser Spitalprojekt: Geldfrage entscheidet über Start

Das Baugesuch für den geplanten Kantonsspital-Neubau wurde eingereicht. Der Baubeginn Mitte 2027 hängt jedoch noch von der Finanzierung ab.

image

Solide Absicherung für das Spital Männedorf

Einmal mehr stellt sich eine Region bei einer Volksabstimmung mit grossem Mehr hinter das örtliche Spital.

Vom gleichen Autor

image

Zu viele Kündigungen in der LUPS - nun geht die ärztliche Leiterin

Eine neue Führung und eine Meldestelle für die Angestellten: So will die Luzerner Psychiatrie die angespannte Lage entschärfen.

image

Neuenburger Psychiaterin muss 173'000 Franken zurückzahlen

Das Bundesgericht bestätigt die unwirtschaftliche Praxisführung. Die Kosten waren mehr als doppelt so hoch wie bei Kollegen.

image

Keine Änderung bei der Mehrwertsteuer im Gesundheitswesen

Der Bundesrat will die Ausnahmen bei der Mehrwertsteuer im Gesundheitswesen nicht aufheben. Es hätte zu viele Nachteile.