Sterilisations-Regeln zwingen Praxen zum Einwegbesteck

Mehr Kontrolle, mehr Kosten, mehr Müll: Ärzte kritisieren seit längerem die Sterilisationsauflagen von Swissmedic. Nun geht ein SP-Parlamentarier in Basel das Problem kantonal an.

, 19. September 2025 um 03:00
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Die Sterilisierung von medizinischem Besteck, wie etwa Scheren, lohnt sich für viele Arztpraxen nicht mehr. Bild: Unsplash
Immer strengere Sterilisationsvorschriften werden für Arztpraxen zunehmend zum Ärgernis. Viele steigen deshalb auf Einweginstrumente um – mit der Folge, dass jedes Jahr Hunderttausende Produkte im Müll landen.
Wer dennoch selbst sterilisieren will, muss strenge Swissmedic-Leitlinien befolgen: separate Räume, unterteilt in Zonen für infektiöse, vordesinfizierte und sterile Instrumente, dazu eine lückenlose Dokumentation. Allein für die kantonalen Kontrollen fallen pro Praxis rund 1500 Franken an.

SP-Vorstoss aus Basel

Besonders streng werden die Vorgaben in Basel-Stadt ausgelegt, findet SP-Grossrat Jean-Luc Perret – und hat deshalb einen Vorstoss mit kritischen Fragen an die Regierung eingereicht. Zwar erlässt der Bund die Vorschriften, für deren Umsetzung und Kontrolle sind jedoch die Kantone zuständig.
«Statt Vertrauen gibt es Überwachung bis ins Detail.» Gasteroenterologe Roger Wanner
Die Konsequenzen der Vorgaben sind spürbar: «Durch die strengeren, nicht praktikablen Anforderungen sind Wundversorgungen nur noch mit Einwegbesteck möglich», sagt etwa die Hausärztin Eva Biland in der «Basler Zeitung». Um Aufwand und Abfall zu vermeiden, würden Patienten oft direkt ins Spital geschickt – was die Notfallstationen zusätzlich belaste.
Zudem sei die Qualität mancher Einwegprodukte mangelhaft, wie eine Dentalhygienikerin berichtet. Immer wieder würden Instrumente zerbrechen und müssten entsorgt werden.

Bevormundung

Auch der Zürcher Gastroenterologe Roger Wanner, der täglich bis zu zwölf Darmspiegelungen durchführt, spricht von einer «Regulierungswut»: «Bei der Regulierung fühlt man sich manchmal wie ein Schulbub, dem man misstraut. Wir haben mittlerweile mehr Prozessvorgaben als medizinische Richtlinien.» Es werde akribisch vorgeschrieben, wie Geräte gereinigt, gelagert und gewartet werden müssten – «aber kaum jemand fragt, wie gut die Behandlungsergebnisse tatsächlich sind». Statt Vertrauen gebe es Überwachung bis ins Detail.
Solche Vorschriften, sagt er, vermittelten den Ärzten das Gefühl, ihren Job nicht gut genug zu machen – «und das ist manchmal frustrierend.»
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