Viszeralchirurgen legen Rezepte gegen die Bürokratie vor

Ärzte und Ärztinnen zeigen, welche Regeln und Gesetze ihnen den Alltag unnötig erschweren. Am liebsten würden sie diese tilgen.

, 3. September 2025 um 13:32
image
Viszeralchirurgen wollen lieber mit dem Laparoskop im Operationssaal arbeiten, als im Büro Berichte verfassen. | Symbolbild zVg
Die Schweizerische Gesellschaft für Viszeralchirurgie (SGVC) will weniger Vorschriften im Gesundheitswesen – und bleibt mit dieser Forderung nicht auf der abstrakten Ebene.
In einem Schreiben an die Parteipräsidenten und Fraktionsspitzen listet die Gesellschaft alle Regulierungen auf, die ihrer Meinung nach gestrichen werden könnten, ohne dass die Qualität der Patientenversorgung darunter leiden würde.
Die Vorschläge stammen von Chirurginnen und Chirurgen aus allen Landesteilen und sind im Jahresbericht abgedruckt.

1. Unstrukturierte Datenfriedhöfe

Die Mortalitätsstatistik – sie wird vom Bundesamt für Gesundheit (BAG) jeweils mit zweijähriger Verzögerung an die Spitäler verschickt – oder Register wie jenes der Arbeitsgemeinschaft für Qualitätssicherung in den Chirurgischen Disziplinen (AQC), Swissnoso oder das Krebsregister würden vor allem «riesige, unstrukturierte Datenfriedhöfe» produzieren, wie SGVC-Präsident Markus K. Müller provokativ schreibt.

2. Zu komplizierte Bewilligungen

Die Westschweizer SGVC-Vorstandsmitglieder kritisieren vor allem die immer höheren Hürden für die Genehmigung von klinischen Studien, die Bewilligungspflicht zur Berufsausübung oder den fehlenden Praxisbezug bei der Einführung von Digitalisierungsprojekten wie dem elektronischen Patientendossier (EPD). «Doppelerfassungen, mangelnde Integration in bestehende Systeme und eine geringe Patientennutzung machen das Potenzial des EPD bislang weitgehend theoretisch», kritisiert Frédéric Ris.

3. Weniger Kontrolle, mehr Vertrauen

Dieter Hahnloser bemängelt die Arbeitszeitregulierung, welche «die Spezifika chirurgischer Fächer nur unzureichend berücksichtigt – mit spürbaren Folgen für die Versorgung, die Weiterbildung und die Arbeitszufriedenheit».
Der Tessiner Chirurg Andrea Donadini wiederum betont, dass es nicht mehr Kontrolle und Regulierung brauche, sondern mehr Mut zur Vereinfachung und Vertrauen in die Ärztinnen und Ärzte.

«Untragbares Mass erreicht»

Das Fazit von SGVC-Präsident Müller lautet: «Die regulatorischen Eingriffe haben ein untragbares Mass erreicht – ohne Nachweis des Nutzens. Wir fordern deshalb eine Deregulierung. Schon ein Stopp des Bürokratieanstiegs wäre ein wichtiger Schritt.»
Die Bürokratie halte die Ärzte und Ärztinnen von ihrer Kernaufgabe ab, Menschen zu heilen oder ihre Lebensqualität zu verbessern.
eit der Einführung des Krankenversicherungsgesetzes und insbesondere nach der Gesetzesänderung 2021 sei diese Entwicklung noch spürbarer geworden.
  • akut
  • viszeralchirurgie
  • Bürokratie
Artikel teilen

Loading

Kommentar

Mehr zum Thema

image

Ein weiteres Schweizer Spital in Nachlassstundung

Das Regionalgericht Maloja gewährt der Stiftung Gesundheitsversorgung Oberengadin einen Zahlungsaufschub. Damit ist der Winterbetrieb des Spitals in Samedan gesichert – und die Verantwortlichen können den Sanierungsplan angehen.

image

Neuenburg: Muss das Spital in La Chaux-de-Fonds jetzt doch schliessen?

Vor einigen Jahren beschlossen die Bürger, dass der Kanton Neuchâtel zwei Spitäler betreiben soll – nicht nur eines. Jetzt beginnt die Debatte erneut.

image

Gutachten für die IV: Spitäler haben wenig Interesse

Es wäre eine lukrative Tätigkeit, IV-Gutachten zu erstellen. Doch die meisten Spitäler wollen nicht.

image

Intensivmediziner wechselt von Luzern nach Stans

Christian Brunner ist neuer Leiter der Intensivmedizin am Spital Nidwalden.

image

KSGL: Alexander Penssler wird CEO

Alexander Penssler übernimmt die Leitung des Kantonsspitals Glarus von Stephanie Hackethal. Bislang leitete er die Integrierte Psychiatrie Winterthur – Zürcher Unterland.

image

GDK will klarere Arbeitsteilung der Spitäler

Die Kantone wollen ihre Spitalplanung neu ausrichten und Spezialangebote bündeln. Dafür startet die GDK einen Drei-Phasen-Plan. Bis er umgesetzt ist, dauert es allerdings noch eine Weile.

Vom gleichen Autor

image

Spitex Zürich erhält einen neuen CEO

Der Geschäftsleiter der Regio-Spitex Limmattal wird der neue Chef der Spitex Zürich. Der bisherige CEO, Markus Reck, geht in Pension.

image

Darum haben Dermatologie-Kliniken so grossen Erfolg

Die Zahl der dermatologischen Kliniken wächst schnell. Die Gründe für den Erfolg von Skinmed, Delc, Dermis und DKZ.

image

Krankenkasse kritisiert starke Zunahme der Computer-Tomographien

Letztes Jahr wurde bei etwa sieben Prozent der Bevölkerung mindestens eine CT des Rumpfes durchgeführt. Die Helsana ist besorgt über diese Zahlen.