Eine gelbe, verglaste Kabine im Kinderspital: Das war bis vor kurzem der Ort, wo schwerkranke Kinder Wochen in Isolation verbringen mussten. Deren Immunsystem ist so geschwächt, dass jeder Keim lebensgefährlich für sie wäre. Die Luft, welche die Kinder einatmen, ist filtriert und steht unter Druck, damit keine unreine Luft von aussen eindringt.
So sahen die drei Isolationskabinen im alten Kinderspital aus. | zvg
Die Kabinen im alten Kinderspital waren so klein, dass die Eltern nicht bei ihren Kindern übernachten konnten. «Sie hatten auch keine WCs, so dass die Kinder WC-Stühle, Töpfe oder Windeln benutzen mussten», blickt Tayfun Güngör, der Leiter der Abteilung Stammzelltransplantation im Kinderspital, zurück.
Güngörs Abteilung behandelt mehr als zwei Drittel aller pädiatrischen Patienten, und ist die mit Abstand grösste Stammzelltransplantations-Abteilung für Kinder in der Schweiz.
Und sie hat nun im neuen Kinderspital eine weitaus weniger belastende Atmosphäre für die kranken Kinder zu bieten: Die Isolations-Räume sind nicht mehr Kabinen, sondern richtige Zimmer. Die Luft wird mit einer speziellen Lüftung mehrmals pro Stunde ausgetauscht. Sie bläst die gefilterte Luft vom Fenster zum Ausgang.
Darum steht das Bett für die jungen Patienten, die eine Stammzellentransplantation brauchen, am Fenster. So sind die Kinder immer noch möglichst geschützt vor Aerosolen oder Sporen, weil die Lüftung gefährliche Keime wegträgt.
Das Kinderbett steht am Fenster:: Dort sorgt die Lüftung für keimfreie Luft. | Kinderspital
Mit Bett für die Eltern
In den Zimmern hat es auch Elternbett. So dass die Eltern nun – natürlich unter strengen Hygienevorschriften – während der langwierigen Therapie bei ihren Kindern übernachten können. Jedes Zimmer hat zudem ein eigenes Badezimmer. So haben die Kinder und Jugendlichen mehr Privatsphäre und mehr Raum, um sich zu bewegen.
Viel geräumiger als früher: Eines der neuen Stammzelltransplantationszimmer im Kinderspital. | zvg
Tayfun Güngör ist erleichtert: «Es war höchste Zeit, dass wir diese Möglichkeit am Kispi erhalten haben.» Auch die Eltern seien glücklich, näher bei ihren Kindern sein zu können.
Die Kinder auf der Abteilung Stammzelltransplantation haben häufig einen Immundefekt oder Leukämie, manche auch Stoffwechselerkrankungen. Sie erhalten bei der Behandliung neue Blutstammzellen von einem Spender.
Gegen aggressive Krebserkrankung
Die Stammzelltransplantation ist unter anderem die einzige erfolgversprechende Behandlung einer aggressiven, sehr seltenen und vor allem bei Kleinkindern und Säuglingen auftretenden Krebserkrankung, der juvenilen myelomonozytäre Leukämie.
Vor der Transplantation werden mit einer intensiven Chemotherapie zuerst die Krebszellen im Knochenmark zerstört. Gleichzeitig wird das Knochenmark von allen Blutzellen gesäubert und damit Platz geschaffen für die Spenderzellen. Dann werden der Patientin die Blut-Stammzellen des gesunden Spenders wie bei einer Bluttransfusion intravenös verabreicht. Die Stammzellen fliessen in das nun leere Knochenmark, siedeln sich dort an und beginnen nach einiger Zeit mit der Bildung neuer, gesunder Blutzellen.
Nach der Transplantation der Stammzellen des gesunden Spenders müssen die Kinder noch Wochen in einer Isolationskabine auf der Abteilung der Stammzelltransplantation verbringen. Als Nebenwirkungen der Chemotherapie haben die jungen Patienten keine eigenen Abwehrzellen im Körper und sind extrem infektgefährdet.