Kommt das nun überraschend? Das Zürcher «Kispi» musste im ersten Quartal ein Defizit von 8 Millionen Franken verbuchen – und der Verlust im zweiten Quartal dürfte noch höher ausfallen.
Dies
meldete der «Blick» am Wochenende; Basis der Meldung war eine interne Information gegenüber den Ärzten des Hauses.
Etwas speziell wirkt darin die Erklärung dafür: «Besonders die Reinigungskosten liegen weit über dem Budget», so der «Blick». Aber ganz allgemein liefen die Betriebskosten aus dem Ruder.
Rechnet man es hoch, so wäre fürs gesamte Jahr 2025 ein Verlust von etwa 35 Millionen Franken zu erwarten. Die Zürcher Kantonsregierung hatte zuvor einen Unterstützungsbeitrag von 25 Millionen Franken in Aussicht gestellt; diese Summe dürfte also kaum genügen.
Natürlich, die Luxusarchitektur
Zum Vergleich: Im letzten Jahr hatte das Kispi einen Jahresverlust von 14,5 Millionen Franken gebucht – unter Berücksichtigung eines A-fonds-perdu-Beitrags des Kantons von 35 Millionen Franken.
In den Kommentar-Spalten von «Blick» und «Tages-Anzeiger» war die Ursache für die meisten Leserinnen und Leser gleich klar – nämlich der überteuerte Stararchitekten-Bau von Herzog & de Meuron. Das Projekt hatte 761 Millionen Franken gekostet; der Umzug vom alten ins neue Gebäude erfolgte im November 2024.
In der Tat scheint es offensichtlich, dass der Multimillionenbau alleine die Bilanz aus dem Lot zu bringen droht. Kalkuliert man beispielsweise mit Anlagenutzungskosten von 6,5 Prozent (Kapitalverzinsung und Abschreibung), so wären jährlich fast 49 Millionen abzuschreiben.
Zum Vergleich: Im letzten Jahr (beziehungsweise im alten Bau) wendete das Kispi 11,5 Millionen Franken für Abschreibungen auf.
Ein Neubau, der Betriebskosten senkt?
Oder noch eine Vergleichszahl: Die Ebitda-Marge lag im Vorjahr bei 0,5 Prozent. Zwar schuf der Umzug im November hier erhebliche Sonderbelastungen, aber auch so belegt die Zahl eine denkbar magere Basis, um solch einen Spitalbetrieb langfristig über Wasser zu halten.
Gedacht war allerdings, dass das neue Haus auch effizientere Abläufe erlaubt, mit denen man wiederum mehr Kinder günstiger betreuen kann – so dass sich das Ergebnis um 20 bis 25 Millionen Franken pro Jahr verbessern würde. Kurz: Der Neubau sollte die Betriebskosten dämpfen. Was längst keine Selbstverständlichkeit ist, wie die Erfahrung aus vielen Spitälern zeigt.
Und so deuten die jetzt publik gewordenen Signale vom ersten Quartal definitiv an, dass das Haus noch länger durch Spenden, staatliche Beiträge oder den Abbau von Eigenmitteln gestützt werden muss. «Die finanzielle Lage ist anspruchsvoll», lautet das Statement gegenüber dem «Blick».
Insgesamt richtet sich die mediale Aufregung gegen Verhältnisse, die kurzfristig nicht zu ändern sind. Das Haus ist gebaut. Und dass der tägliche Spitalbetrieb unrentabel ist, liegt längst nicht nur an irgendwelchen Stararchitekturkosten, sondern auch an der Tarifsituation. So schrieb das UKBB in Basel 2024 ebenfalls einen Verlust von 9,8 Millionen Franken. In St. Gallen kam das Ostschweizer Kinderspital bloss dank Beiträgen der Trägerkantone und Spendern in die schwarzen Zahlen: Ohne ausserordentliche Zuwendungen hätte der operative Verlust 11 Millionen Franken betragen.
Er habe auch keine Freude an der Lage des Kinderspitals, meinte der Zürcher Finanzdirektor Ernst Stocker vor knapp einem Jahr im Kantonsrat: Doch man könne auf dessen Leistungen nicht verzichten. Ihn beschäftige ohnehin stärker, dass das Kispi Leistungen für grosse Teile der Schweiz erbringe, während Zürich das Haus alleine sichern muss.
Zumindest solange die Kindermedizin unter ihren tiefen Tarifen leidet, tut sich in diesem Satz vielleicht eine Zukunftsperspektive auf. Mehr jedenfalls als in homerischen Debatten über Bausünden, die keiner mehr beheben kann.