So schützt sich medizinisches Personal vor Arzneimitteln

Spitalpersonal, das sorglos mit heiklen Medikamenten umgeht, riskiert schwere Erkrankungen. Ein neuer europäischer Leitfaden gibt Tipps.

, 28. Juni 2023 um 09:47
image
Risiko beim Vorbereiten einer Injektion: Es gibt sicherere Methoden. | Wirestock auf Freepik
Wer im Spital oder im Labor oft mit Medikamenten zu tun hat, geht Risiken ein. Eine Studie zeigt, dass der ständige ungeschützte Umgang mit solchen Arzneimitteln zu mehr Krebsfällen und mehr Fehlgeburten in europäischen Spitälern geführt hat.

Über die Haut

Am stärksten gefährdet sind Personen, die eine Familiengründung in Betracht ziehen, schwangere oder stillende Mitarbeiterinnen und junge Mitarbeiter.
In der Regel gelangen die Arzneimittel über die Haut in den Körper; in selteneren Fällen auch durch Einatmen oder Verschlucken. Deshalb veröffentlicht die Europäische Kommission nun eine Leitlinie zum Schutz von medizinischem Personal vor gefährlichen Arzneimitteln.

Heikel: Krebsmedikamente und Immunhemmer

Gefährlich sind besonders Medikamente, die Krebs oder das Immunsystem hemmen, Hormone, Antibiotika und Wirkstoffe gegen virale Infektionen. Das heisst: Am häufigsten verwendet werden die heiklen Arzneimittel in der Onkologie, in der Transplantationsmedizin, in der Rheumatologie sowie bei HIV- und Hepatitis-Behandlungen.
Etliche weit verbreitete Arzneimittel gehören zu den gefährlichen. Einige Beispiele:
  • Tamoxifen zur Behandlung von Brustkrebs
  • Azathioprin zur Unterdrückung des Immunsystems
  • Medikamente mit Valproinsäure, die in der Psychiatrie gegen eleptische Anfälle eingesetzt werden
  • Dutasterid gegen gutartige Vergrösserungen der Prostata
  • Abacavir zur Behandlung von HIV-Erkrankungen
  • Ribavirin bei Hepatitis C.
Die Liste aller Medikamente, die derzeit als gefährlich eingestuft werden, lässt sich hier herunterladen.

Wichtig: Kennzeichnung

Die neue Leitlinie gibt praktische Tipps, wie sich das medizinische Personal vor riskanten Kontakten mit Arzneimitteln schützen kann. Ein wichtiger Rat: Alle gefährlichen Medikamente sollten entsprechend gekennzeichnet sein und am Arbeitsort muss eine Liste dieser Medikamente vorhanden sein.

Mit Luer-Lock-System

Eine weitere Sicherheitsmassnahme lautet: Gefährliche Arzneimittel, die injiziert werden, sollten nur mit einem so genannten Luer-Lock-System verabreicht werden. Dieses Verriegelungs-System verhindert, dass Injektionsflüssigkeit entweicht.
  • spital
  • arzneimittel
Artikel teilen

Loading

Kommentar

Mehr zum Thema

image

Hohe Fluktuation ist ein Qualitätskiller

Wenn Ärzte und Pflegepersonal häufig wechseln, leidet die Patientenversorgung, und die Mortalität steigt: Dies besagt eine Datenanalyse aus 148 britischen Kliniken.

image

Innovative Kinderradiologie am Kantonsspital Baden

Das Kantonsspital Baden setzt in seinem Neubau neue Massstäbe in der patientenfreundlichen Versorgung von Kindern und Jugendlichen. Die Kinderradiologie bietet ein breites Spektrum an diagnostischen und therapeutischen Leistungen und arbeitet eng mit anderen Fachbereichen zusammen.

image

Medikamente: Ständerat unterstützt einfachere Zulassung

Die kleine Kammer stellt sich gegen den Bundesrat und will Arzneimittel-Importe erleichtern. Experten zweifeln am Nutzen.

image

Co-Creation im Gesundheitswesen

Zippsafe revolutioniert mit seinen Produkten das Gesundheitswesen. Ein platzsparendes Spindsystem optimiert Personalumkleiden, während ZippBag und ZippScan den Umgang mit Patienteneigentum verbessern. Erfahren Sie, wie die Produkte durch enge Zusammenarbeit mit Schweizer Spitälern entwickelt wurden.

image

Effiziente Desinfektion: Plastikfrei & nachhaltig

Die Bacillol® 30 Sensitive Green Tissues bieten nachhaltige und effektive Desinfektion. Sie bestehen aus 100% plastikfreien Cellulosetücher und reduzieren CO₂-Emissionen um 25% pro Packung. Mit hoher Reissfestigkeit, grosser Reichweite und Hautverträglichkeit sind sie optimal für Hygiene und Umwelt.

image

Wenn die KI sagt, dass es Zeit ist fürs Hospiz

In einem US-Spital läuft ein heikler Test: Ein Künstliche-Intelligenz-Programm eruiert Patienten für Palliative Care.

Vom gleichen Autor

image

«Das Inselspital ist noch lange nicht über den Berg»

Das Inselspital wartete mit guten Meldungen auf. Doch der Insel-Kritiker Heinz Locher gibt keine Entwarnung.

image

So entgehen Sie dem Hochstapler-Syndrom

Viele Ärztinnen und Ärzte überfordern sich – und glauben dann selber, dass sie über ihrem Können spielen. Das ist schlecht für die Psyche.

image

Im Schaufenster stehen vor allem unwirksame Medikamente

Bieler Ärzte schlagen eine neue Etikette für rezeptfreie Arzneimittel vor. Sie soll zeigen, wie verlässlich die Wirksamkeit nachgewiesen worden ist.