SGB: Arbeitgeber sollen sich an Prämienerhöhungen beteiligen

Die Gewerkschaften fordern Lohnerhöhungen von 0,4 Prozent, um die Krankenkassen-Prämien zu dämpfen. Damit verlangen sie erstmals im Lohnherbst einen konkreten Gesundheitskosten-Ausgleich von den Arbeitgebern.

, 5. September 2025 um 10:54
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David Gallusser (Zentralsekretär SGB), Vania Alleva (Präsidentin Unia), Pierre-Yves Maillard (Präsident SGB), Esther Hess (Bankpersonalverband SBPV)  |  Bild: SGB
Es war ein bekannte Ritual: Für den Lohnherbst hat der Schweizerische Gewerkschaftsbund SGB in Bern seine Forderungen auf den Tisch gelegt. An der Lohn-Pressekonferenz führten unter anderem SGB-Präsident Pierre-Yves Maillard und Unia-Präsidentin Vania Alleva, dass ein genereller Anstieg um 2 bis 2,5 Prozent zwingend und gerechtfertigt sei.
Bemerkenswert ist ein Argument, das die Arbeitnehmer-Vertreter in den Vordergrund schoben: die Gesundheitskosten. Es sei an der Zeit, dass die Arbeitgeber vermehrt für dieses Problem herangezogen werden. «Die Arbeitgeber müssen sich stärker an den Gesundheitskosten beteiligen und einen Teil der Prämien übernehmen», sagte Zentralsekretär David Gallusser. Denn viele Arbeitnehmer würden bei oder wegen der Arbeit krank. Und im Gegensatz zu den Berufsunfällen trügen die Arbeitnehmer die Behandlungskosten der berufsbedingten Krankheiten selbst – ob über Krankenkassenprämien, Franchisen oder Selbstbehalte.
Es sei daher nötig, dass die Löhne generell um 0,4 Prozent erhöht werden, um den Prämienanstieg auszugleichen.
Damit werden die Gesundheitskosten zu einem Teil der Lohn-Rechnung des SGB. Konkret erklären die Gewerkschaften ihre Forderung nach 2 bis 2,5 Prozent höheren Gehältern so:
  • Die Reallöhne müssen um 1 Prozent steigen, damit die Arbeitnehmer ihren Anteil am Produktivitätswachstum erhalten.
  • Ein weiteres Prozent mehr Lohn sei nötig, um die Lücke zum vergangenen Produktivitätswachstum zu verringern.
  • Mindestens 0,2 Prozent seien angebracht, um die Teuerung in diesem Jahr auszugleichen.
  • Hinzu kommen die erwähnten 0,4 Prozent für die steigenden Gesundheitskosten.
  • Im Übrigen bekunden die SGB-Organisationen, dass Löhne unter 5’000 Franken für Gelernte sowie Löhne unter 4‘500 Franken generell «der Vergangenheit angehören» müssen.
Natürlich ist die Argumentation nicht neu: Auch in den Lohn-Debatten früherer Jahre wurde die Prämien-Teuerung öfters als Argument angeführt. Die Gewerkschaft Travail Suisse begründete erst vor wenigen Wochen ihre aktuelle Lohnforderung unter anderem mit den Entwicklung bei Miet- und Gesundheitspreisen.
Doch allgemein verknüpfen die Gewerkschaften die Lohnfrage zunehmend offensiv mit den Gesundheitskosten. Und erstmals fordern sie für den Prämienausgleich einen klar bezifferten Lohnbestandteil und stellen konkret eine stärkere Arbeitgeberbeteiligung in den Vordergrund.
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