«Zusammenschluss des Inselspitals mit Spital Netz Bern war ein Fehler»

Nach den gestern angekündeten radikalen Sparmassnahmen wird Kritik laut: Das Inselspital hätte sich nicht mit Spital Netz zusammenschliessen soll, sagt der Gesundheitsökonom Heinz Locher. Und: Auf einen Neubau des Spitals Münsingen müsse die Insel verzichten.

, 19. Dezember 2018 um 06:34
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«Heute muss man sagen, dass der Zusammenschluss von Inselspital und Spital Netz Bern ein Fehler war», sagt der Gesundheitsökonom Heinz Locher gegenüber der «Berner Zeitung». Die drastischen Sparmassnahmen, welche die Insel gestern bekannt gab, erstaunen ihn nicht.
Das sei erst der Anfang. Die Fusion von Insel mit den Spitälern Tiefenau, Aarberg, Münsingen und Riggisberg sowie der Geriatrie und dem Altersheim Belp habe zu viele Kapazitäten gebunden, und es habe zu viele Abgänge gegeben.

Vor drei Jahren noch Euphorie über Fusion

2016 sind das Inselspital und Spital Netz Bern zur Insel-Gruppe verschmolzen. Verwaltungsratspräsident Joseph Rohrer begründete die Fusion damals unter anderem damit, dass mit der Fusion komplizierte Personalleihverträge wegfallen würden, wenn Angestellte des einen Spitals im anderen tätig seien.
Die Insel-Gruppe sei ein Unikat: Das erste Gesundheitssystem, das von der hoch spezialisierten universitären Medizin bis zur Grundversorgung im Landspital alle Stufen vereint.

Kein neues Spital für Münsingen

Nun tönt es anders: Schon vor einem halben Jahr teilte die Insel-Gruppe mit, dass sie darauf verzichtet, für das Spital Tiefenau einen Neubau zu erstellen. Heinz Locher ergänzt: Auch auf einen Neubau für das Spital Münsingen müsse zwingend verzichtet werden.
Erst vor drei Monaten hatte Gesundheitsdirektor Pierre Alain Schnegg (SVP) gegenüber der «Berner Zeitung» in einem Interview noch betont: «Wenn die Insel-Gruppe für die nächsten 20 bis 30 Jahre das genau richtige Angebot für das Spital Münsingen findet, kann ein Neubau durchaus sinnvoll sein.»

Spital nah bei der psychiatrischen Klinik

Auf den Einwand, dass sich das Spital Münsingen wegen der Nähe zu Bern nicht kostendeckend betreiben lasse, erwiderte er: «Klar, man ist von Münsingen in 20 Minuten in Bern. Man muss aber auch bedenken, dass es dort eine grosse psychiatrische Klinik gibt. Die Zusammenarbeit zwischen Psychiatrie und Somatik wird immer wichtiger. Also kann ein Ausbau des medizinischen Angebots in Münsingen durchaus sinnvoll sein.»
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