Javier Fandino, von heute auf Morgen nicht mehr am KSA tätig. (PD)
Offenbar kam es zu einem Bruch. Es ist aber kaum vorstellbar, dass Javier Fandino etwas Gravierendes getan haben soll. Man kolportiert, es sei zu Kommunikationsschwierigkeiten zwischen dem CEO und ihm gekommen. Mehr nicht.
Warum lässt das KSA denn eine solche Koryphäe der Neurochirurgie ohne Mediation einfach weiterziehen?
Das ist in der Tat kaum nachvollziehbar. Vor allem in dieser schwierigen Zeit mit Operationsstaus lässt man kaum jemanden gehen, der nebst der Spitzenmedizin auch wirtschaftlich viel Umsatz reinholt. Und seine Freistellung kostet ja auch viel Geld.
Ist Javier Fandino überhaupt ersetzbar?
Kaum. Er hat am KSA Grossartiges geleistet: Fachlich und menschlich. Es gibt nicht viele Neurochirurgen auf diesem Niveau. Klinisch und wissenschaftlich. Schon gar nicht in der Schweiz.
Wie hat die Branche reagiert?
Die Branche läuft Sturm. Viele Ärzte, auch aus dem internationalen Umfeld, melden sich zu Wort,
sogar aus den USA. Für viele ist klar, dass das KSA einen grossen Fehler begeht. Javier Fandino ist der fähigste Mann der Truppe. Auch die Assistenzärzte am KSA haben sich mit einem Brief an die Geschäftsleitung gewendet. Sie sorgen sich um ihre Ausbildung.
Was für Auswirkungen hat sein Abgang in der Branche?
Patienten aus mehreren Kantonen lassen sich am Neurozentrum am KSA behandeln. Auch für mich war Fandino der Partner für schwierige Fälle. Und natürlich für die Patienten hat der Entscheid grosse Auswirkungen. Das Einzugsgebiet des Neurozentrums am KSA umfasst rund eine Million Menschen.
Hat Fandinos Weggang auch Auswirkungen auf den Leistungsauftrag?
Ja, ich kann mir kaum vorstellen, dass das KSA den Leistungsvertrag als Zentrum der Spitzenmedizin ohne Javier Fandino behalten kann. Fehlt der Leistungsauftrag, dann müssten die Patienten in andere Spitäler verlegt werden.
Lars Flöter ist Facharzt für Neurochirurgie und selbständiger Belegarzt am Kantonsspital Uri sowie bei der Privatklinik Lindberg. Er arbeitete unter anderem mehrere Jahre am Kantonsspital Aarau (KSA).