In der Tagesschau des Westschweizer Fernsehens vom 29. Januar 2018 bezeichnete Gesundheitsminister Alain Berset die Löhne von gewissen Spezialärzten als «inakzeptabel». Er reagierte damit auf eine Aussage des Genfer Gesundheitsdirektors Mauro Poggia, der den Jahreslohn von gewissen Fachärzten wie Chirurgen auf gegen eine Million Franken geschätzt hatte. Berset kritisierte insbesondere auch die fehlende Transparenz bei den Arztlöhnen.
Auf diese Summe angesprochen, sprach Berset sichtlich echauffiert ins Mikrofon, solche Löhne seien nicht zu rechtfertigen, zumal sie zulasten der Prämienzahler der obligatorischen Krankenversicherung gingen.
Umsatz: 422'000 Franken pro Jahr
Nun wehrt sich die Ärztegesellschaft
Société vaudoise de médecine (SVM) gegen diese Behauptungen. In einer Mitteilung bezeichnet sie Bersets Aussagen als «Fake News» und verlangt, dass er die «verleumderischen Äusserungen» öffentlich zurücknimmt. «Kein Arzt verdient eine Million Franken pro Jahr dank der Leistungen der obligatorischen Krankenversicherung und der Prämien!», betont der Verband.
Der SVM legt eigene Zahlen über die Umsätze in Arztpraxen vor. Danach beläuft sich der Umsatz einer durchschnittlichen Arztpraxis im Kanton Waadt auf 422'000 Franken. Abzüglich der Löhne für die Mitarbeitenden und Sozialleistungen, Miete und anderen Kosten bleibe für den niedergelassenen Arzt ein durchschnittliches Jahreseinkommen von rund 200'000 Franken übrig. Wenn man die langen Arbeitszeiten der Ärzte in Betracht ziehe und deren Sozialleistungen geht der SVM über eine ganze Arztkarriere hinweg von einem durchschnittlichen Jahreslohn von 120'000 Franken aus.