Am 10. April 2020, es war Karfreitag vor Ostern, waren gemäss Schweizerischer Gesellschaft für Intensivmedizin (SGI) 98 Prozent der zertifizierten Erwachsenen-Intensivbetten in der Schweiz belegt, mit kritisch kranken Patienten mit und ohne Covid-19. Ein Höchstwert,
wie die SGI mitteilte. Die mitschwingende Botschaft: Ausreichend, aber knapp. Die Bettenbelegung einer IPS beträgt im Jahresdurchschnitt typischerweise rund 75 Prozent.
Quelle: SGI; Daten aus dem Informations- und Einsatzsystem (IES) des Koordinierten Sanitätsdienstes (KSD)
Anders tönte es beim Bundesamt für Gesundheit (BAG): Gemäss BAG-Zahlen betrug die Bettenbelegung am Osterwochenende knapp 53 Prozent. Von den total 1 550 Intensivbetten inklusive der kurzfristig eingerichteten Betten waren am 11. April noch 730 frei. Von den Beatmungsstationen war die Hälfte besetzt, hiess es.
Diese Diskrepanz zwischen den Zahlen des BAG und der SGI sorgte in der Gesundheitsbranche und auf Social Media für Diskussionen. In mittelgrossen Spitälern seien teilweise tagelang nicht einmal zwei IPS-Betten besetzt gewesen, so einzelne Meldungen von der Front. Die Frage im Raum: Ja, war es nun wirklich so knapp oder doch nicht?
Quelle: BAG; sanitätsdienstliches Koordinationsgremium (SANKO)
Unterschiedliche Zählweisen
Die Antwort: Es kommt darauf an. Die beiden Grafiken sind nicht vergleichbar, wie das Bundesamt für Gesundheit (BAG) auf Anfrage mitteilt. Denn die Grafik des SGI beziehe sich auf alle zertifizierten Intensivbetten. Dies sind in der Schweiz im normalen Zustand zwischen 950 und 1000 Betten.
In der BAG-Grafik bilden die zertifizierten Intensivbetten und die zusätzlich in Betrieb genommenen Intensivbetten auf Grund der ausserordentlichen Lage das Total aller Intensivbetten, was zur Höchstzeit über 1 600 waren.
Auch die Schweizerische Gesellschaft hält
in der aktualisierten Stellungnahme fest, dass die zusätzlich geschaffenen Bettenkapazitäten in der Auswertung nicht berücksichtigt seien, in jener des Bundesamtes hingegen schon.
Nachholbedarf in der Datenkompetenz
Die Diskussion auf Social Media zeigt, wie wichtig der Umgang mit Daten und Statistiken ist. So bemängelte unlängst auch die Konferenz der Kantonalen Ärztegesellschaften
die fehlende Datenkompetenz. «Wenn wir aufgrund von Infektionszahlen ein ganzes Land lahmlegen, müssen wir sichergehen können, dass die Erhebungen und Analysen sauber gemacht und die Daten richtig interpretiert werden», sagte KKA-Co-Präsidentin Monique Lehky Hagen.