Die Situation im Berner Oberland kann durchaus als weiteres Fallbeispiel dienen dafür, was geschieht, wenn die Politik stärker Druck auf die Spitäler macht. Bekanntlich plante die Spital STS AG einen Neubau des Standorts Zweisimmen, und zwar erschien das Projekt mit gesamten Investitionskosten von 42 Millionen Franken gar nicht so gewaltig. Die Kantonsregierung machte nun aber Gegendruck, indem sie ihre Zustimmung zu nachfolgenden Betriebsbeiträgen verweigerte – und dann grundsätzlich die Frage in den Raum stellte, wer überhaupt ein Spital in Zweisimmen betreiben solle.
Damit gibt es hier nun einen Marschhalt. Doch auch dies weckt lokalen Widerstand und lässt Verteilungskämpfe ahnen. Gestern meldete sich die
IG Spitalversorgung Simmental-Saanenland und verwies darauf, dass die Spital STS AG zugleich am Standort Thun eifrig ausbaue.
42 plus 14,5 Millionen
«Derweil die STS AG in Zweisimmen das Neubauprojekt sistiert, wird in Thun munter weiter ausgebaut», monierte die Organisation in einem Communiqué; die IG umfasst rund 250 Mitglieder, die sich für die solide Grundversorgung ihrer Gegend einsetzen.
«Im Januar wurde damit begonnen, den Bettentrakt von 160 auf 190 Betten zu erweitern», rechnet die Organisation vor. «Für diese Sanierung wurden insgesamt rund 42 Millionen Franken budgetiert. Am 16. Oktober wurde der sanierte und umgebaute Operationsbereich des Spitals Thun offiziell in Betrieb genommen. Die Kosten des Projekts in Thun belaufen sich auf 14,5 Millionen Franken.»
Der IG fiel dabei auf, dass der Planungskredit für das neue «Dr. House» in Zweisimmen bereits letztes Jahr mit einem Abschreibebetrag von 2,8 Millionen Franken der Jahresrechnung des Standorts Zweisimmen aufgehalst worden sei, was dessen Defizit «künstlich» erhöht habe. «Die IG Spitalversorgung fragt ein weiteres Mal, ob ein Neubau wirklich jemals Ziel der STS AG war und ist», so die Schlussfolgerung.
Gegenüber der
«Berner Zeitung» wollte die Spital STS AG nicht Stellung nehmen: Der
Lead für das weitere Vorgehen zur Entwicklung des Spitals Zweisimmen liege bei der Gesundheits- und Fürsorgedirektion des Kantons. Ende Dezember oder Anfang Januar wollen der zuständige Regierungsrat Pierre Alain Schnegg und die STS AG ein Zwischenfazit präsentieren.