Spital Limmattal: Kooperation mit Uroviva in der Kritik

Der Rentabilitätsdruck bei Uroviva werde zu Konflikten führen. Dies befürchten Kritiker der Kooperation mit dem Spital Limmattal. Die Verantwortlichen des Spitals beschwichtigen.

, 8. Juni 2021 um 12:45
image
  • spital
  • spital limmattal
  • uroviva
  • kooperationen
  • urologie
Per Oktober will das Spital Limmattal die ambulante Urologie an Uroviva verkaufen. Der auf das Fachgebiet spezialisierte Anbieter soll dabei eine ins Spital integrierte ambulante Praxis mieten und betreiben. Gleichzeitig wird das Chefarzt-System in ein Belegarztmodell umgewandelt: Patienten sollen durch akkreditierte «Uroviva-Ärzte» im Spital operiert werden. 
Designierter Standortleiter wird Alexander Müller, aktuell Chefarzt der urologischen Klinik im «Limmi». Sämtliche Verträge des ärztlichen Personal sollen dem Urologie-Netzwerk übertragen werden. 

Angst vor einer tranchenweisen Privatisierung

Kritiker befürchten nun eine «tranchenweise Privatisierung» von Spitalabteilungen. Denn es wird offenbar bereits gemunkelt, dass die Radiologie diesen Schritt auch gehen werde. Einer der Kritiker ist Claudio Lorenzet. Für den Facharzt Allgemeine Medizin besteht mit dem «(Teil-)Ausverkauf» der Urologie ein zu grosses Risiko, wie er in einem Beitrag schreibt. Er befürchtet, dass die Investorengruppe ECM ihre Beteiligung an der profitorientierten Firma nur wenige Jahre halte – und dann mit Gewinn wieder verkaufe. 
Seit 2017 gehört Uroviva mehrheitlich der Investoren-Boutique ECM aus Deutschland.

Ausstiegsklausel im Vertrag eingebaut

Wie beurteilen die Verantwortlichen diese Kritikpunkte der bevorstehenden Zusammenarbeit? Das öffentliche Spital und der Anbieter urologischer Dienstleistungen sind sich das Risiko der Besitzverhältnisse von Uroviva durchaus bewusst. Mit einer «Ausstiegsklausel» im Kooperationsvertrag wurde es deshalb ausdrücklich ausbedungen. 
Das Spital bedauert generell, dass vermehrt «Unwahrheiten und Gerüchte» über die Pläne der Urologie im Umlauf sind, wie das Spital in einer Stellungnahme schreibt.

Mehrwert des Ausbaus in Frage gestellt

Claudio Lorenzet ist aber nicht nur um den ausländischen Einflussbereich des Private-Equity-Investors aus Deutschland besorgt, sondern befürchtet einen «ungesund hohen» Rentabilitätsdruck. Es stört den Mediziner mit Praxis im Kanton Aargau zudem, dass Patienten- und Prämiengelder ins Ausland fliessen. 
Er stellt darüber hinaus den Mehrwert des Ausbaus der Urologie in Frage: Das «Limmi» habe bereits eine bestens funktionierende urologische Abteilung mit «ausgezeichneten, motivierten und kompetenten Ärzten», schreibt er.

Einzugsgebiet ist zu klein

Was sagt das Spital dazu? Für die Verantwortlichen der Zusammenarbeit ist das oberste Ziel, die Urologie langfristig zu sichern. Denn die Konkurrenz sei hier relativ gross. Das Spital ist der Überzeugung, dass auf langfristige Sicht das Einzugsgebiet des Spitals nicht gross genug sei, um genügend stationäre Patienten zu behandeln. Dies wiederum würde in der Folge zwangsläufig zu einer ungewollten Verkleinerung des urologischen Angebots führen.
Durch die Zusammenarbeit mit Uroviva erhofft sich das Spital Limmattal «in wesentlichem Umfang» überregionale Zuweisungen stationärer Patienten aus dem urologischen Praxisnetzwerk. 

Artikel teilen

Loading

Comment

Mehr zum Thema

image

Kantonsspital Baden: Petition für Teuerungsausgleich

Gute ein Drittel des Personals unterschrieb die Forderung nach Nachbesserungen in der Lohnrunde.

image

Insel Gruppe: Christian Leumann bleibt bis Ende 2025

Die Suche nach einem neuen CEO stockt. Interims-Direktor Leumann will dazu beitragen, dass kein Zeitdruck entsteht.

image

Nachhaltiger Neubau in Arlesheim: Fast alles aus Holz

Der Neubau der Klinik Arlesheim setzt auf nachhaltigen Holzbau. Mit modernster Architektur und ökologischen Materialien entsteht ein einzigartiges Gebäude, das Gesundheit und Umwelt vereint. Ein Projekt, das für die Zukunft der medizinischen Versorgung steht.

image

Spital Wallis: 30 zusätzliche Stellen für die Pflege

Der Kanton bewilligt 6,6 Millionen Franken, mit denen nächstes Jahr die Arbeitsbedingungen im Spital Wallis verbessert werden können.

image

Zürich: Kein Teuerungsausgleich in den kantonalen Spitälern

Seit 2023 wuchsen die Lohnsummen bei KSW, PUK, IPW und USZ deutlich schwächer als in der übrigen Kantonsverwaltung.

image

Hoch Health Ostschweiz: Die Geschäftsleitung steht

Neben Simon Wildermuth im Amt des CEO übernehmen weitere Geschäftsleitungsmitglieder Interims-Funktionen.

Vom gleichen Autor

image

Arzthaftung: Bundesgericht weist Millionenklage einer Patientin ab

Bei einer Patientin traten nach einer Darmspiegelung unerwartet schwere Komplikationen auf. Das Bundesgericht stellt nun klar: Die Ärztin aus dem Kanton Aargau kann sich auf die «hypothetische Einwilligung» der Patientin berufen.

image

Studie zeigt geringen Einfluss von Wettbewerb auf chirurgische Ergebnisse

Neue Studie aus den USA wirft Fragen auf: Wettbewerb allein garantiert keine besseren Operationsergebnisse.

image

Warum im Medizinstudium viel Empathie verloren geht

Während der Ausbildung nimmt das Einfühlungsvermögen von angehenden Ärztinnen und Ärzten tendenziell ab: Das besagt eine neue Studie.