PwC: So kann das Mengenwachstum gebremst werden
Immer mehr Leistungen führen zu immer höheren Kosten. Was ist zu tun? Die Beratungsgesellschaft PwC schlägt eine Reihe von Massnahmen vor.
, 6. Dezember 2016 um 08:11Fehlanreize beseitigen
Vorschläge zur Eindämmung des Kostenwachstums
- Mehr Wettbewerb: Verdeckte Subventionen durch die Kantone sollen abgebaut werden. Langfristig bieten Privatisierungen die Chance, den Wettbewerb zu erhöhen und damit den Druck zur Wirtschaftlichkeit auf die Spitäler zu erhöhen. Offen bleibt, ob dabei die versorgungspolitischen Ziele eingehalten werden können.
- Ausgeglichene Finanzierung ambulant / stationär: Unterschiedliche Finanzierungssysteme von ambulanten und stationären Behandlungen gehören laut PwC zu den grössten Fehlanreizen im Gesundheitswesen. Spitalkosten werden von Kantonen und Kassen bezahlt, ambulante Behandlungen nur von Kassen. Die Unterscheidung führt dazu, dass Krankenversicherer eine konsequente Verlagerung in den ambulanten Bereich ablehnen.
- Mehr Fairness zwischen Grund- und Zusatzversicherung: Die Behandlung für eine Erkrankung mit gleicher medizinischer Indikation soll unabhängig von der Versicherungsklasse des Patienten erfolgen.
- Weniger Interessenskonflikte: Kantone sind gleichzeitig Leistungseinkäufer, Tarifgenehmiger, Versorgungsplaner und teilweise Eigentümer von Spitälern, was zu Interessenskonflikten führt. Spitäler sollten darum aus den städtischen oder kantonalen Verwaltungen herausgelöst und in wirtschaftlich eigenständige Gesellschaften überführt werden.
- Mengenregulierung: Mit einer Vorsorgungsplanung in grösseren Versorgungsregionen kann die Mengenausweitung eingedämmt werden, wie etwa die Versorgungsregion Nordwestschweiz zeigt. Auch verbindliche Obergrenzen in Form von Globalbudgets dienen der Einschränkung der Mengenausweitung und haben sich in Kantonen wie Genf, Waadt oder Tessin bewährt.
- Mehr Eigenverantwortung der Patienten: Die Häufigkeit des Franchisewechsels könnte eingeschränkt werden, auch die Erhöhung der Mindestfranchise oder des Selbstbehalts sind Varianten. Denkbar ist auch eine Strafgebühr für Patienten, die in den Notfall gehen, ohne Notfallleistungen zu beziehen.
- Mehr Transparenz: Im Bereich der Gemeinwirtschaftlichen Leistungen (GWL) besteht wenig Transparenz zwischen den Kantonen. PwC fordert eine klare und schweizweit einheitliche Finanzierung der GWL. Auch in der Beratung zwischen Ärzten und Patienten ist mehr Transparenz gefragt, etwa im Hinblick auf Wirtschaftlichkeit, Zweckmässigkeit und Wirksamkeit der Leistungen.
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