Im Spital-Alltag auf einer Wöchnerinnen-Station ist es schwierig zu reagieren, wenn eine junge Mutter eine psychische Krise hat. Mutter und Kind in eine psychiatrische Klinik zu verlegen, geht häufig nicht.
Hilfe vor Ort dank Zusammenarbeit
In einem solchen Fall können die Psychiatrischen Dienste Spital Region Oberaargau (SRO) trotzdem Hilfe anbieten. Ihr Projekt «Psychische Gesundheit für Schwangere und junge Mütter im Oberaargau» sorgt für die nötige Unterstützung vor Ort. Gynäkologie und Psychiatrie arbeiten zusammen und beziehen auch lokale Beratungsstellen, etwa die Mütter-Väter-Beratung, mit ein.
Grosser Nutzen für die Patientinnen und deren Angehörige
Die Psychiatrischen Dienste haben für dieses Projekt den Prix Perspectives 2019 erhalten. Besonders beeindruckt waren die Juroren laut Jurymitglied Stefan Kaiser, Chefarzt Erwachsenenpsychiatrie an der Universitätsklinik Genf (HUG), vom grossen Nutzen für die Patientinnen und deren Angehörige sowie davon, dass Fachleute aus verschiedenen Richtungen zusammenarbeiten.
Neues Vorgehen zum Verhindern von Zwangsmassnahmen
Die Psychiatrischen Dienste SRO teilen die Preissumme von 25 000 Franken mit der Psychiatrie Baselland, die dieses Jahr ebenfalls mit dem Prix Perspectives ausgezeichnet worden ist. Mit ihrem Projekt versucht die Psychiatrie Baselland, Zwangsmassnahmen zu vermeiden.
Einblick in die Gefühle der Betroffenen
Und zwar tut sie das auf neue Art: Die beteiligten Fachleute drehen die therapeutische Sichtweise um und stellen sich vor allem zwei Fragen: Welche Gefühle lösen Zwangsmassnahmen bei Betroffenen aus und wie ähnlich oder unterschiedlich sind diese im Vergleich zu den Gefühlen der Mitarbeitenden? Dieser Wechsel der Perspektive soll helfen, die Patienten besser zu verstehen.
Der Prix Perspectives wird seit 2006 von der Pharmafirma Janssen-Cilag verliehen.