Politischer Druck gegen die Arbeitszeiten in den Spitälern

Ein Parlaments-Vorstoss aus der SP-Fraktion fordert, dass der Bundesrat die Verletzungen des Arbeitsgesetzes untersucht – und Kontrollen einführt.

, 14. Juni 2017 um 09:51
image
  • assistenzärzte
  • vsao
  • spital
  • arbeitszeiten
Im Hintergrund steht eine Umfrage, die der Assistenz- und Oberärzteverband VSAO im April veröffentlichte: Danach arbeiten über die Hälfte der jungen Ärzte in den Spitälern mehr, als gesetzlich erlaubt. Sie sind bei einem Vollzeitpensum im Schnitt fast 56 Stunden pro Woche im Dienst – und die zusätzlich geleisteten Stunden werden häufig nicht gemeldet. 
Dabei spiele es kaum eine Rolle, ob ein Arzt an einem Uni-, einem Kantons- oder einem Regionalspital beschäftigt sei, so die Erhebung unter VSAO-Ärzten weiter.
Nur: Die Assistenz- und Oberärzte unterstehen seit 2005 dem Arbeitsgesetz. Und das sieht zum Beispiel eine Obergrenze von 50 Wochenstunden vor.

Schauen, was ist – dann Massnahmen

VSAO-Vizepräsident und SP-Nationalrat Angelo Barrile stellte daher das Thema in der Fragestunde des Parlaments zur Debatte: Bei Bundesrat und Seco fragte er an, wann etwas geschehe. Offenbar unbefriedigt von der Antwort, reichte Barrile – im Hauptberuf Hausarzt – jetzt eine Motion ein. Unterstützt wird er dabei von der SP-Fraktion.
Die Politiker wollen den Bundesrat beauftragen, die Umsetzung des Arbeitsgesetzes im Gesundheitswesen zu untersuchen und Verletzungen zu eruieren. Danach seien Massnahmen für eine effektive Kontrolle und Einhaltung der arbeitsrechtlichen Bestimmungen zu treffen. 

«Es braucht einen Marschhalt»

«Wie das Beispiel des Gesundheitswesens zeigt, fruchten die Kontrollen durch die Kantone und die bisherigen Interventionen des Staatssekretariats für Wirtschaft Seco nicht», so Barrile.
Im Kern geht es dabei um Tendenzen, die gesetzlichen Arbeitszeiten zu flexibilisieren (mehr dazu etwa hier), wobei für gewisse Kader- und Fachleute keine Höchstarbeitszeit mehr gelten soll. Barrile verlangt nun ein Moratorium bei weiteren Anpassungen des Arbeitsgesetzes, bis die in der Motion geforderten Untersuchungsergebnisse und Massnahmen vorliegen. 
«Die Zeichen beim Arbeitsgesetz dürfen nicht auf Demontage und Rückkehr ins Postkutschenzeitalter stehen», sagt Barrile. «Es braucht vielmehr einen Marschhalt für eine Standortbestimmung und die Behebung der Mängel bei der Umsetzung der aktuellen Regelung.»
Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image

4-Tage-Woche in der Pflege: Ernüchterndes Ergebnis

Ein deutsches Spital führte neue Arbeitszeit-Angebote ein. Nach der Anfangseuphorie kam der Alltag.

image

Viktor 2023: «Ich freue mich auf die Bekanntgabe der Gewinner»

Hirslanden-CEO Daniel Liedtke ist in der Jury des Viktor Awards, zugleich unterstützt die Spitalgruppe die Aktion bereits zum zweiten Mal. Weshalb, sagt er im Interview.

image

Bern: 100 Millionen, um die Spitäler zu stützen

Die Kantonsregierung plant einen Finanzschirm, damit Listenspitäler im Notfall gerettet werden können.

image

LUKS Luzern: Neuer Leiter des Radiologie-Zentrums

Alexander von Hessling ist seit 2015 am Institut für Radiologie und Nuklearmedizin des LUKS und hat die Sektion für Neuroradiologie aufgebaut.

image
Die Schlagzeile des Monats

«Es kann ja nicht sein, dass die Kernkompetenz der Jungen die Administration ist»

In unserer Video-Kolumne befragt François Muller jeweils Persönlichkeiten aus der Branche zu aktuellen Fragen. Diesmal: Michele Genoni, Präsident der FMCH.

image

Onkologie: Von diesen fünf Behandlungen wird abgeraten

Dazu gehört der Einsatz der PET für die Früherkennung von Tumorrezidiven und die prophylaktische Gabe von Medikamenten gegen Übelkeit.

Vom gleichen Autor

image

Überarztung: Wer rückfordern will, braucht Beweise

Das Bundesgericht greift in die WZW-Ermittlungsverfahren ein: Ein Grundsatzurteil dürfte die gängigen Prozesse umkrempeln.

image

Kantone haben die Hausaufgaben gemacht - aber es fehlt an der Finanzierung

Palliative Care löst nicht alle Probleme im Gesundheitswesen: … Palliative Care kann jedoch ein Hebel sein.

image

Brust-Zentrum Zürich geht an belgische Investment-Holding

Kennen Sie Affidea? Der Healthcare-Konzern expandiert rasant. Jetzt auch in der Deutschschweiz. Mit 320 Zentren in 15 Ländern beschäftigt er über 7000 Ärzte.