Ein Artikel der Neuenburger Zeitung «Arcinfo» vom vergangenen Juni kam bei der Bürgervereinigung «H+H» nicht gut an. «Arcinfo» publizierte im umstrittenen Artikel über das Spital Neuenburg (Hôpital Neuchâtelois, HNE) die Resultate einer Umfrage zur Mitarbeiterzufriedenheit im Spital – allerdings tat sie dies nicht im Sinn von «H+H», welche die Umfrage durchgeführt hatte.
«H+H» will Initiative möglichst rasch umsetzen
Die Bürgervereinigung «H+H» existiert seit der Volksabstimmung über die Neuenburger Spital-Initiative «H+H». Sie will für eine rasche Umsetzung der Initiative sorgen, welche im Februar 2017 angenommen worden war.
Die Initiative verlangt, dass die beiden Akutspitäler im Kanton nicht wie eigentlich vorgesehen zusammengelegt werden. Das heisst: Sowohl der Hauptstandort in Neuenburg als auch das Spital in La Chaux-de-Fonds werden künftig weitergeführt und es gibt kein grosses Zentrumsspital, wie es die Regierung ursprünglich geplant hatte.
Kampf um Spitäler nun auch via Zeitung
Die wegen der angenommenen Initiative geplatzte Spitalfusion beschäftigt die Neuenburger Mediziner und Politiker immer wieder. So kritisierte die Zeitung «Arcinfo» in einem Artikel die Umfrage und deren Ergebnisse. Unter andere berücksichtigte die Umfrage nämlich nur die Antworten von 39 Mitarbeitern, obwohl das Spital rund 2600 Angestellte hat.
Bernard Inderwildi, ein Neurologe aus La Chaux-de Fonds und Mitglied der Vereinigung «H+H», beschwerte sich deswegen beim Schweizer Presserat über den Artikel. Inderwildi beklagte sich bei der Beschwerdeinstanz der Schweizer Medien, dass «Arcinfo» unbedeutende Details hervorgehoben habe, welche die Ergebnisse der Umfrage abgewertet hätten. Die Zeitung hätte «am Inhalt der Umfrage interessiert sein sollen».
Zeitungsredaktion von HNE instrumentalisiert?
Weiter kritisierte Inderwildi, dass der Journalist «wenig Ahnung vom Thema» gehabt habe. Er warf sogar die Frage auf, ob nicht das HNE selber den Artikel bei der «Arcinfo»-Redaktion angeregt habe und die Redaktion sich von der Spitaldirektion habe «fernsteuern» lassen.
Ko-Chefredaktor Stéphane Devaux ist sich keiner Schuld bewusst: Die Zeitung habe nichts falsch gemacht. Es sei eben gerade ein Beweis für die Unabhängigkeit der Zeitung sei, dass sie kritisch berichtet habe, stellte er gegenüber dem Presserat fest.
Korrekt berichtet
Der Presserat liess den Beschwerdeführer von «H+H» denn auch abblitzen: «Arcinfo» habe sich nichts zuschulden kommen lassen und journalistisch korrekt berichtet.
Die Annahme der «H+H»-Initiative und deren Umsetzung sorgt in Neuenburg seit fast zwei Jahren für Unruhe. So zeigten sich gleich nach Annahme der Spitalerhalts-Initiative 13 Chefärzte, Kaderärzte und Apotheker «sehr besorgt über die Umsetzung der Initiative», wie
medinside.ch berichtete.
Und drei Monate nach der Abstimmung kündeten gleich sieben Ärzte aufs Mal, wie ebenfalls
hier zu lesen war.