Das Kantonsspital Freiburg (HFR) hat turbulente Jahre hinter sich. Trotz eingeleiteter Massnahmen hat sich das Spital auch im operativen Bereich
noch nicht erholt. Immer wieder kam es zuvor zu gewichtigen personellen Abgängen. Ende 2018 ging auch der langjährige Verwaltungsratspräsidenten Philippe Menoud. Dieser hatte sich zuvor unter anderem geweigert, den Leistungsvertrag mit dem Kanton zu unterschreiben. Doch auch spitalintern waren die Spannungen und Probleme gross - im Zentrum stand die Funktion der Führung der Generaldirektion. Die Amtsinhaberin verliess das Spital im Frühling 2018, nachdem die Ergebnisse des Berichts intern bekannt waren.
Dies zeigt ein externer Bericht, welcher die Führungsprobleme im Spital untersuchte. Weil sich manche der im Bericht erwähnten Personen vor Gericht gegen die Publikation wehrten, konnte der im Herbst 2017 recherchierte Bericht erst jetzt vollständig veröffentlicht werden. Manche Stellen bleiben aber geschwärzt.
Das Dokument zeichnet ein wenig schmeichelhaftes Bild der Abläufe in der Spitalgruppe. Für das sogenannte Audit führten die Autoren insgesamt 45 Interviews. Die Befragten erachten die Organisation als kompliziert, den Vorstand als gross und träge, die Arbeit als von Interessenkonflikten und Machtspielen geprägt. Zudem sei Einfluss der Politik als Eigentümerin in den Gremien gross - das weckte bei vielen der Befragten Zweifel an der Unabhängigkeit der Institution.
Ungute Betriebskultur
Im Betrieb sei zwar «Herzlichkeit vorhanden». Es herrsche aber auch eine Kultur des Nichtansprechens von Problemen. Dies sorge seinerseits für neue Probleme und Spannungen.
Fast alle der Gesprächspartner erachteten die finanzielle Situation der HFR im Herbst 2017 als zumindest sehr besorgniserregend. Schnelle, klare und wirksame Massnahmen seien notwendig. Den Verantwortlichen fehle es aber oft stark an einem Bewusstsein für die Missstände.
Klima der Angst
Für die Verfasser des Berichtes ist es unabdingbar, dass die Entscheidungsträger mehr Vertrauen zueinander aufbauen. Es herrsche ein Klima des Misstrauens, teilweise gar eines, das von Ängsten geprägt sei. In finanziellen Belangen existierten zwischen der Spitalführung und der Kantonspolitik divergierende Ansichten.
Die Prüfer empfahlen dem Kantonsspital dringend, seine Strategien und Visionen klarer zu definieren und zu festigen - dies in fast allen relevanten Bereichen. Auch das Finanzmanagement wurde harsch kritisiert: Es brauche eine gründliche Überprüfung der Geschäftstätigkeit, Verbesserungspotenzial müsse identifiziert und eine bessere Transparenz bei den Finanzen angestrebt werden.
Neuer Interessenskonflikt
Die Organisation müsse zudem gestrafft und besser organisiert werden, so die Empfehlung. Ebenso sei die Etablierung eines «kohärenteren Führungsstils» notwendig.
Die Strukturen wurden überarbeitet und gesetzlich neu geregelt. Die Neuerungen traten Anfang 2019 in Kraft. Zum selben Zeitpunkt übernahm Gesundheitsdirektorin Anne-Claude Demierre die Leitung des Verwaltungsrats.
Damit ist eine der zentralen Empfehlungen des Audits nicht umgesetzt worden. Die Autoren empfahlen nicht nur, den Verwaltungsrates zu verkleinern. Dabei sollte sich auch der oder die Gesundheitsdirektorin des Kantons aus dem Verwaltungsrat zurückziehen. Den andernfalls drohten Interessenkonflikten.
Dieser ist nun gar noch grösser geworden. Bald könnte dieser aber vorüber sein. Demierre hat vor Amtsantritt kommuniziert, dass sie das VR-Präsidium nur interimistisch übernehmen wolle um die «Kontinuität zu sichern». Noch in diesem Frühling will sie das Amt wieder abgeben.