Innerhalb der Direktion der Berner Insel Gruppe wird im Rahmen des Budgetprozesses 2019 über den Abbau von 600 bis 700 Vollzeitstellen diskutiert.
Dies meldet die «Berner Zeitung» am Donnerstag. Die Zeitung stützt sich dabei «auf mehrere verlässliche Quellen».
700 Stellen entsprechen rund acht Prozent der 8'480 Vollzeitstellen per Ende 2017. Abgebaut werden sollen diese Jobs nicht bei der Verwaltung, sondern bei den Ärzten und Pflegemitarbeitenden, schreibt die BZ.
Erstmals negatives Halbjahresergebnis
Die Insel-Gruppe selbst wollte gegenüber der Zeitung keine Stellung zu den Recherchen nehmen. Man sei nach internen Abklärungen zum Schluss gekommen, dass man die gestellten Fragen nicht beantworten könne. Und weiter: «Wir nehmen als Insel-Gruppe zu Gerüchten und Spekulationen keine Stellung.»
Grund für den Stellenabbau sollen Kosteneinsparungen sein, heisst es. Wies die Spitalgruppe 2017 noch einen Gewinn von 21 Millionen Franken aus, verzeichnete es im ersten Halbjahr 2018 ein Minus von 1,3 Millionen Franken – erstmals in seiner Geschichte, wie die Zeitung schreibt.
Will am Kapitalmarkt Geld aufnehmen
Zudem spiele auch das grosse Investitionsvolumen eine Rolle: In den letzten Jahren konnten die Bauvorhaben stets aus eigenen Mitteln finanziert werden – pro Jahr kostete das rund 200 Millionen Franken. Künftig wird es unumgänglich sein, am Kapitalmarkt Geld aufzunehmen, wie die BZ aus einer internen Präsentation zitiert.
Für den Berner Gesundheitsökonomen Heinz Locher käme ein Abbau von bis zu 700 Stellen nicht gänzlich überraschend: Einerseits würden sich alle Spitäler derzeit in einer schwierigen Situation befinden. «Es gibt eine Verschiebung in die ambulanten Strukturen, wo die Tarife bei weitem nicht kostendeckend sind», sagt er der Zeitung. Andererseits sei am Inselspital nach der Fusion mit der Spital Netz Bern der sogenannte Case-Mix-Index gesunken.
Heinz Locher: «Einsparungen haben ihre Grenzen»
«Man kann der Direktion zugutehalten, dass sie mit unpopulären Massnahmen sauberen Tisch machen will», so Locher weiter. Er glaubt aber auch, dass Einsparungen durch Personalabbau gerade an Universitätsspitälern ihre Grenzen haben. «Das Inselspital muss eine hohe Leistungsbereitschaft garantieren. Aus allen Fachrichtungen muss rund um die Uhr ein Oberarzt vor Ort sein. Das führt zu hohen Kosten», zitiert die BZ den Gesundheitsökonomen weiter. Und diese Kosten könnten ihm zufolge schlicht nicht eliminiert werden.
Jocham will Effizienz steigern
Gegenüber
der Zeitung «Bund» hatte Jocham im August erklärt, dass «kein konkreter Personalabbau» vorgesehen ist. Es sei im Gegenteil in einigen Bereichen sogar zu einem Personalwachstum gekommen. Er betonte damals aber, die Effizienz steigern zu wollen.