Die Spitäler sollen wirtschaftlich arbeiten, das will das von der Politik geschaffene System. Und so probieren viele Spitäler, ihre Kosten durch Auslagerungen zu senken. Neustes Beispiel: Die Freiburger Spitäler lagern ihre Wäschereibetriebe an eine Drittfirma aus. Am Freitag hat eine erste Wäscherei geschlossen, im November folgt jene am Hauptstandort. Gegen die in der gleichen Spitalgruppe geplante Auslagerung des Hausdienstes macht das Personal seit einiger Zeit mobil. Es werden Unterschriften gegen die Pläne gesammelt.
Denn die festangestellten Mitarbeitenden sollen zwar vom Drittanbieter übernommen werden. Dies jedoch zu schlechteren Löhnen und Konditionen, wie das Personal moniert. Denn der GAV für das Staatspersonal gilt nun nicht mehr. Die Löhne könnten gemäss dem Personal um bis zu 2000 Franken sinken. Und dies obschon die Hausdienstmitarbeitenden schon heute ganz unten auf der Lohnleiter eines Spitals stehen. Noch härter trifft es jene Mitarbeitenden, die teils seit Jahren in befristeten Anstellungen am Spital tätig waren. Sie verlieren ihre Stelle.
Mediziner wehren sich lautstark - Reinigungsmitarbeitende haben keine Lobby
Die Freiburger Spitäler sind nur das neuste Beispiel. Denn solche Auslagerungen sind heute vielerorts schlicht normaler Teil der Massnahmen zur Kostensenkung. Manche erachten sie offenbar gar als zum guten Ton gehörend: Ein CEO einer grossen Privatspitalgruppe brüstet sich im Frühjahr an einer Konferenz tatsächlich damit, dass man die Auslagerung des Hausdienstes innert weniger Tagen durch den Verwaltungsrat gebracht habe. Ruckzuck. Aber auch kantonale Spitäler zögern oft nicht, zwecks Einsparungen im Hintergrund arbeitende Serviceabteilungen auszugliedern. Doch was wirtschaftlich und betrieblich Sinn machen kann, ist moralisch oft fragwürdig. Zumindest wenn die Auslagerung ohne Besitzstandswahrung passiert, was meist der Fall ist.
Die Auslagerungen und die damit meist verbundenen Lohneinbussen treffen in aller Regel jene Spitalangestellte, die schon vor der Auslagerung trotz Vollzeitarbeit meist sehr wenig zum Leben haben. Und während etwa die überdurchschnittlich bezahlten Spitalmediziner bei kleinen Lohneinbussen schrill und laut - und dank starker Lobby und guten Juristen oft erfolgreich - aufschreien, können sich die Hausdienst- oder Wäschereiangestellten kaum wehren. Dass die Öffentlichkeit wie nun in Freiburg überhaupt von der Ausgliederung erfährt, ist die Ausnahme. Meist gehen die Auslagerungen im Hintergrund über die Bühne.
Unfair und unwürdig
Dass der Kostenwachstum in den Spitälern zumindest gebremst werden muss, bestreitet niemand. Dass aber die am schlechtesten Verdienenden proportional gesehen sehr oft einen massiv überdurchschnittlichen Anteil tragen müssen, ist unfair und unwürdig. Und eines ist auch klar: Wenn die Spitäler und Spitalgruppen auch an anderer Stelle mit solcher Vehemenz und derart unzimperlich sparen und reorganisieren würden, wie etwa im Hausdienst, wären die Kostensteigerungen im Spitalwesen wohl längst gebremst. Doch dann wäre der Aufschrei riesig. Kurz: Die Spitäler sparen dort, wo der Widerstand am geringsten ist.