Das aus Lungenentzündungen bekannte Bakterium M. chimaera ist im Wasser heimisch. Bislang unbekannt war, dass es im Wasserdampf auch über die Luft übertragbar ist. Auf diesem Weg infizierten sich weltweit mindestens 70 Patienten während einer Herzklappen-Operation oder Herz-Transplantation mit dem Keim. Weil erst Monate bis Jahre später Symptome auftreten, war der Übertragungsweg bislang unklar.
Infektiologen des Berner
Inselspitals haben nun gemeinsam mit Zürcher Kollegen die Quelle des Bakteriums gefunden: Es sind weit verbreitete Geräte zur Regulierung der Körperwärme des Patienten, die im Verbund mit Herz-Lungen-Maschinen eingesetzt werden. Werden die Apparate jedoch von der Luftzirkulation des Operationssaals isoliert, kann die Gefahr beinahe vollständig eliminiert werden.
Inselspital als Vorreiter
«Die sicherste Lösung ist, die Geräte in einem Nebenraum mit separater Luftzirkulation unterzubringen», schreibt das Inselspital in einer
Mitteilung. Es handhabt dies bereits seit 2011 so, als vier neue Herz-Operationssäle in Betrieb genommen wurden. Zudem wird ein Gerät verwendet, welches keinen Wasserdampf abgibt. «Dank dieser Massnahmen gab es am Inselspital keine Fälle von
M. chimaera-Infektionen, und es sind auch keine zu erwarten», heisst es.
Rami Sommerstein, Oberarzt der Universitätsklinik für Infektiologie und Erstautor der Studie, erarbeitet nun zusammen mit dem Bundesamt für Gesundheit verbindliche Schweizer Richtlinien zur Vermeidung der Infektion aus. Laut Thierry Carrel, Direktor Herz- und Gefässchirurgie am Inselspital, fehlt die hygienische Trennung von OP-Saal und Temperaturregulationsgerät in den meisten herzchirugischen Operationssälen. Die internationale Studie von Rami Sommerstein treffe einen «empfindlichen Nerv der Spitalhygiene».