Im Notfall fliegt die Drohne ein

Drohnen sind schneller als Ambulanzen und können damit lebensrettend sein. Bei Versuchen in Schweden betrug der Zeitvorteil für den Transport eines Defibrillators mehr als eine Viertelstunde.

, 20. Juni 2017 um 06:56
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Kommt es irgendwo ausserhalb eines Spitals oder einer Arztpraxis zu einem Herzstillstand, zählt jede Sekunde. Je schneller ein Defibrillator eingesetzt werden kann, desto besser. Drohnen können für die entscheidende Zeitersparnis sorgen. 
Sie sind viel schneller als Ambulanzen am Notfallort. Wie viel, haben Forscher des schwedischen Karolinska Institutet untersucht und ihre Ergebnisse im «Journal of the American Medical Association» (JAMA) veröffentlicht. In 18 simulierten Notfallsituationen erreichte die Drohne die Patienten mehr als 16 Minuten früher als die Ambulanz. 

«Klinisch relevant»

Ausgerüstet mit einem GPS, einer hochauflösenden Kamera und einem Autopiloten wurde die Drohne an einem Feuerwehrposten in einem ländlichen Gebiet ausserhalb Stockholms platziert und nach einem Anruf auf die Notfallnummer an eine bestimmte Adresse geschickt. Die Idee ist, dass Passanten am Notfallort den Defibrillator anwenden, während sie mit der Zentrale in Kontakt stehen. 
Die Drohne, mit 75 Kilometern pro Stunde unterwegs, war in allen Fällen schneller als die herkömmliche Ambulanz. Während die Drohne die Strecke in durchschnittlich 5 Minuten 21 Sekunden zurücklegte, brauchte die Ambulanz 22 Minuten.  
Für Studienleiter Andreas Claesson ist die Zeitersparnis von über 16 Minuten «klinisch relevant». Er hält allerdings fest, dass sich das Setting in einer realen Situation erst noch beweisen muss.
Andreas Claesson, Anders Bäckman, Mattias Ringh et al.: «Time to Delivery of an Automated Defibrillator Using a Drone for Simulated Out-of-Hospital Cardiac Arrests vs. Emergency Medical Services» - in: «Journal of the American Medical Association» (JAMA), Juni 2017
Noch wird der Einsatz von Drohnen durch Flugbeschränkungen gehemmt. Auch fehlt es an Know-how zum sachgemässen Betreiben der Fluggeräte, zumal von Ambulanzdrohnen, die sehr viel Geschick erfordern. Allerdings wird das Potenzial der Flugkörper für medizinische Zwecke allmählich erkannt und zunehmend genutzt. 
Seit März läuft ein Versuch im Tessin: Dort werden die Standorte der Kantonsspital-Gruppe EOC über Drohnen miteinander verbunden. Auch in der Insel Gruppe sollen ab Juli das Zentrum für Labormedizin und die Spitalpharmazie - zentral im Inselspital untergebracht - mit dem Stadtspital Tiefenau sowie den Landspitälern Aarberg, Münsingen, Belp und Riggisberg verbunden werden (hier). 

Medikamente in abgelegene Gebiete

Bereits werden den USA und in Afrika Drohnen eingesetzt, um Medikamente und Blutproben in abgelegene Gebiete zu bringen. Die Lieferzeiten können gegenüber dem Strassenweg um Stunden oder sogar Tage verkürzt werden. In Ghana lässt die UNO aus Drohnen Kondome abwerfen über Gebieten, in denen es kaum Zugang zu Verhütungsmitteln gibt.  
Das William Carey University College of Osteopathic Medicine entwickelt eine Drohe, welche Opfer von Naturkatastrophen oder Terrorattacken mit telemedizinischer Ausrüstung versorgen könnte, um sie mit Ärzten fernzuverbinden. 
Im letzten Herbst hat die kalifornische Zipline in Ruanda kommerzielle Drohenflüge aufgenommen und bereits 350 durchgeführt. Von einem Verteilzentrum aus werden fast zwei Dutzend Spitäler im Land mit Blut versorgt. Zipline verspricht, die Blutproben innert 15 Minuten auszuliefern. 
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